Forschung
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Forschung in der Musiktherapie
Für die Musiktherapie sind spezifische Dokumentationsverfahren zur Therapieevaluation und zur wissenschaftlichen Forschung entwickelt worden. Zu nahezu allen Praxisfeldern liegen Fachpublikationen vor. Es werden sowohl Grundlagenforschung als auch Wirkungsforschung (Prozess- und Outcome-Forschung) betrieben und zwar – je nach wissenschaftlicher Fragestellung – sowohl mit Hilfe quantitativer als auch qualitativer Forschungsmethodik.
Qualitative Forschung beruht im Wesentlichen auf Prozessanalysen (Einzelfallstudien), die einer definierten Theorie zugeordnet sind, während im Rahmen von quantitativer Forschung kontrollierte Vergleichsstudien mit statistisch relevanten Methoden unternommen werden. Eine Besonderheit der musiktherapeutischen Forschung sind kunstanaloge Herangehensweisen und speziell entwickelte Forschungsinstrumente zur Evaluation von Improvisationen und zu musikalischen Beziehungsstrukturen.
Aktuelle Zusammenfassungen zum Stand der Musiktherapieforschung werden in folgenden Publikationen gefunden:
Musiktherapeutische Umschau (Forum Gesundheitspolitik):
Wissenschaftlicher Beirat der DMTG (2021). AIHTA-Bericht: Effectiveness of Music Therapy for Autism Spectrum Disorder, Dementia, Depression, Insomnia and Schizophrenia, Musiktherapeutische Umschau, 1, 52-55.
Lexikon Musiktherapie (Buchbeitrag):
Hillecke, T.K., Wormit, A.F. & Wilker, F.-W. (2021). Evidenzbasierung in der Musiktherapie. In H.-H. Decker-Voigt & E. Weymann (Hrsg.), Lexikon Musiktherapie (S. 167-173). Göttingen: Hogrefe.
Musiktherapie bei psychischen und psychosomatischen Störungen (Buchbeitrag):
Riedl, H., Schmidt, H.U., Smetana, M. & Stegemann, T. (2020). Forschung in der Musiktherapie. In H.U. Schmidt, T. Stegemann & C. Spitzer (Hrsg.), Musiktherapie bei psychischen und psychosomatischen Störungen (S. 81-94). München: Elsevier.
Kurzlehrbuch Musiktherapie (Buchbeitrag):
Gold, C. & Stegemann, T. (2018). Musiktherapeutische Forschung – Methoden und aktuelle Entwicklungen. In T. Stegemann & E. Fitzthum (Hrsg.), Kurzlehrbuch Musiktherapie Teil 1. Wiener Ringvorlesung Musiktherapie – Grundlagen und Anwendungsfelder (S. 121-144). Wien: präsens.
In einem Cochrane Review wird sämtliche bekannte Evidenz zu einer Fragestellung untersucht und nach strengen und anerkannten Kriterien bewertet. Cochrane-Reviews sollen über den aktuellen Stand der Wissenschaft informieren. Medizinische Leitlinien (vgl. Abschnitt “Leitlinien”) beruhen zu weiten Teilen auf den Cochrane-Evidenzkriterien. Im Folgenden sind die aktuellen Cochrane Reviews zu musiktherapeutischen und musikmedizinischen Interventionen aufgeführt. Die aufgeführten Links beinhalten nur die Zusammenfassung des Reviews (Stand: 22.03.2021):
- Depression: https://www.cochrane.org/CD004517/DEPRESSN_music-therapy-depression
- Autismus-Spektrum-Störungen: https://www.cochrane.org/CD004381/BEHAV_music-therapy-people-autism-spectrum-disorder
- Schizophrenie: https://www.cochrane.org/CD004025/SCHIZ_music-therapy-schizophrenia-or-schizophrenia-disorders
- Demenz: https://www.cochrane.org/CD003477/DEMENTIA_music-based-therapeutic-interventions-people-dementia
- Schlafstörungen: https://www.cochrane.org/CD010459/BEHAV_music-insomnia-adults
- Schlaganfall: https://www.cochrane.org/CD006787/STROKE_music-interventions-acquired-brain-injury
- Krebserkrankungen: https://www.cochrane.org/CD006911/GYNAECA_can-music-interventions-benefit-cancer-patients
- Beatmete Patienten: https://www.cochrane.org/CD006902/EMERG_music-interventions-mechanically-ventilated-patients
- Kaiserschnitt: https://www.cochrane.org/CD006914/PREG_music-during-caesarean-section-under-regional-anaesthesia-for-improving-maternal-and-infant-outcomes
- Präoperative Angst: https://www.cochrane.org/CD006908/ANAESTH_can-music-interventions-replace-sedatives-for-reduction-of-preoperative-anxiety
- Koronare Herzerkrankung: https://www.cochrane.org/CD006577/VASC_music-to-reduce-stress-and-anxiety-for-people-with-coronary-heart-disease
Ähnlich wie in den Cochrane Reviews wird in HTA-Berichten die Evidenz von medizinischen Leistungen untersucht. Darüber hinaus werden auch ökonomische, ethische, rechtliche, soziale und organisatorische Aspekte berücksichtigt. Nach § 139 b Absatz 5 SGB V können von Versicherten und anderen interessierten Einzelpersonen Vorschläge eingebracht werden. Folgende HTA-Berichte zur Musiktherapie wurden erstellt:
- Gassner, L. & Mayer-Ferbas, J. (2020): Effectiveness of Music Therapy for Autism Spectrum Disorder, Dementia, Depression, Insomnia and Schizophrenia. HTA-Projektbericht 133. Verfügbar unter: https://eprints.aihta.at/1280/ [22.03.2021].
- Stürzlinger, H., Eisenmann, A., Laschkolnig, A., Mathis, S., Pfabigan, D. & Röhling, I. (2019). Krebs: Kann eine begleitende Musiktherapie zu besseren Behandlungsergebnissen beitragen? HTA-Bericht HT17-02. Zusammenfassung verfügbar unter: https://www.musiktherapie.de/wp-content/uploads/2020/01/HT17-02_Musiktherapie-und-Krebs_HTA-Bericht_V1-0.pdf [22.03.2021].
- Korczak, D., Schneider, M. & Wastian, M. (2013). Musiktherapie im palliativen Setting. HTA-Bericht 128. Verfügbar unter: https://portal.dimdi.de/de/hta/hta_berichte/hta362_bericht_de.pdf [22.03.2021].
Medizinische Leitlinien und Therapiestandards in der Rehabilitation sind definiert als systematisch entwickelte Entscheidungshilfen für Leistungserbringer im Gesundheitswesen und für Patienten. Sie beschreiben die angemessene therapeutische Vorgehensweise bei speziellen gesundheitlichen Problemen auf einer streng wissenschaftlichen, „evidenzbasierten“ Grundlage. Evidenzbasiert bedeutet, dass die Wirksamkeit einer Therapie mit anerkannten wissenschaftlichen Methoden unter Beachtung des neuesten Standes der wissenschaftlichen Erkenntnisse nachgewiesen werden kann. Da neben Wirksamkeitsfaktoren auch wirtschaftliche Aspekte Einfluss auf die Erstellung einer Behandlungsleitlinie haben, werden damit auch die wesentlichen Strukturen des Gesundheitssystems gestaltet. Leitlinien werden in wiederkehrenden Revisionsverfahren an den aktuellen Stand von Praxis und Forschung angepasst. Eine Arbeitsgruppe der Bundesarbeitsgemeinschaft Künstlerische Therapie bemüht sich im Rahmen aktuell anstehender Revisionsverfahren um Implementierung Künstlerischer Therapien, da nur so eine systematische Integration im medizinischen Kontext gewährleistet werden kann.
An dieser Stelle führen wir S3-Leitlinien auf, in denen Musiktherapie im Kontext der Künstlerischen Therapien erwähnt wird. Diese S3-Leitlinien sind methodisch auf höchstem Niveau einzuordnen. Der Volltext dieser Leitlinien ist über die Webseite der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) abrufbar: www.awmf.org
- Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen
- Leitlinie Psychosoziale Versorgung in der Pädiatrischen Onkologie und Hämatologie
- Nationale Versorgungsleitlinie Unipolare Depression
- Leitlinie Demenz
- Leitlinie Idiopathisches Parkinsonsyndrom
- Leitlinie Schizophrenie
- Leitlinie Screening, Diagnostik und Behandlung alkoholbezogener Störungen
- Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms
- Leitlinie zur Diagnostik und Therapie Bipolarer Störungen
- Leitlinie Posttraumatische Belastungsstörung
- Leitlinie Schlaganfall
- Leitlinie Psychosoziale Therapien bei Menschen mit schweren psychischen Störungen
- Leitlinie Analgesie, Sedierung und Delir-Management in der Intensivmedizin
- Leitlinie Autismus-Spektrum-Störungen im Kindes, Jugend- und Erwachsenenalter*
- Leitlinie Umgang mit Patienten mit nicht-spezifischen, funktionellen und somatoformen Körperbeschwerden
*Die Sondervoten der DMtG sind im Methodenreport dieser S3-LL auffindbar.
Einen Überblick über aktuelle Forschungsprojekte im Bereich der Musiktherapie
finden Sie in der Galerie Steckbriefe Forschung.
Sind Sie interessiert, kurz und knapp über Ihr laufendes oder aktuell abgeschlossenes Forschungsprojekt zu berichten?
Wir freuen uns über Ihr Interesse, Ihr Forschungsprojekt der musiktherapeutischen Community und interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren. Das Redaktionsteam der Musiktherapeutischen Umschau möchte Sie durch das neue Format des Forschungssteckbriefs darin unterstützen und wir hoffen, gleichzeitig zur Vernetzung forschender Musiktherapeut.innen beizutragen.
Vor dem Download des Steckbrief-Templates empfehlen wir, die FAQs und Infos zum Prozedere zu lesen.
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Für die EndNote-Ausgabe benötigen Sie eine Inhaber-Lizenz!
SRH Hochschule Heidelberg
www.hochschule-heidelberg.de
Institut für Musiktherapie
Hochschule für Musik und Theater, Hamburg
www.hfmt-hamburg.de
Musiktherapiezentrum
Universität der Künste, Berlin
www.udk-berlin.de
Studien- und Forschungsbereich Musiktherapie an der Universität Augsburg
www.uni-augsburg.de/musiktherapie
Labor Musiktherapie im Center Gesundheit des Instituts für Angewandte Sozialwissenschaften
Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt
www.fhws.de
IMC FH Krems
Josef Ressel Zentrum für Grundlegung einer personalisierten Musiktherapie
www.fh-krems.ac.at
mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
Wiener Zentrum für Musiktherapie-Forschung (WZMF)
www.mdw.ac.at
Archiv deutschsprachiger Dissertationen und Habilitationen