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Steckbrief Forschung.
Achtsames Selbstmit­gefühl als Ressource bei chronischen Schmerzen

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Keywords

Chronische Schmerzen, Somatoforme Schmerzen, Musiktherapie, Schmerzakzeptanz, Achtsames Selbstmitgefühl

Steckbrief Forschung Diandra Russo, Musiktherapeutin

“Der Weg zur Schmerzakzeptanz kann für Menschen mit chronischen Schmerzen der längste Weg sein. Die Musiktherapie kann auf diesem Weg mitfühlend begleiten, die unerwünschten Empfindungen beleuchten und Orientierung geben.”

Allgemeine Angaben

Projektleitung 
Diandra Russo

Beteiligte Personen
Dr. Friederike Haslbeck;
Dr. Sandra Lutz Hochreutener

Institution
Zürcher Hochschule der Künste/ Klinik Barmelweid

Email
diandra.russo@zhdk.ch

Zeitlicher Rahmen
Projekt abgeschlossen im November 2018

Rahmen der Arbeit
Masterthesis

Form der Arbeit
Klinische Studie

Hintergrund

Die Prävalenz von somatoformen, chronischen Schmerzen ist hoch. Die Notwendigkeit für multimodale Interventionen ist gegeben. Bei der Behandlung ist eine bio-psycho-soziale Perspektive unabdingbar, da die verschiedenen Faktoren die Schmerzen nicht nur verursachen, sondern auch aufrechterhalten können. Die Musiktherapie ist bei der Schmerz­behandlung unter anderem wegen ihrer schmerz­hemmenden Wirkung indiziert und in ihrer rezeptiven Form auf die schmerzreduzierende Wirkung breit erforscht. Es treten meist frühkindliche Bindungsstörungen in den Biographien hervor, welche sich auf die erhöhte Schmerzwahrnehmung auswirken. Die Kombination aktiver und rezeptiver Methoden in der Musiktherapie adressiert sowohl die inter- wie auch intrapersonellen Problematiken, über welche Schmerzpatienten berichten und leistet in diesem Aspekt einen Nährboden für neue Beziehungs­erfahrungen. Das Konzept des achtsamen Selbstmitgefühls (MSC) gewann im letzten Jahrzehnt an Interesse. Eine selbstmitfühlende Haltung involviert den achtsamen, liebevollen Umgang mit unangenehmen Emotionen bei gleichzeitiger menschlicher Verbundenheit anstatt selbstkritischer, überidentifizierter und isolierter Handlungsweisen. Die vorliegende klinische Pilotstudie explorierte Methoden aus dem MSC im Kontext der Musiktherapie.

FORSCHUNGSFRAGEN

  • Hat eine musik­therapeutische Intervention einen Effekt auf achtsames Selbstmitgefühl und Schmerzakzeptanz?
  • Erleben die Patienten in dieser Studie eine Verringerung ihres Schmerzempfindens?
  • Welches Potenzial hat die Musiktherapie für die Praxis des achtsamen Selbstmitgefühls?


Methode

Forschungsmethodik. Acht Schmerzpatienten besuchten je acht Musiktherapiesitzungen im Einzelsetting während ihres stationären Aufenthalts in einer Klinik für Psychosomatische Medizin. Mittels zwei validierter Fragebogen, der Self Compassion Scale (SCS) sowie dem Chronic Pain Acceptance Questionnaire (CPAQ CPAQ-R), wurden quantitative Daten vor und nach Studienbeginn erhoben. Die Schmerzempfindung wurde wöchentlich anhand einer numerischen Rating Skala (NRS) gemessen. Quantitative Daten wurden anhand von deskriptiven und parametrischen Mitteln ausgewertet und mittels Korrelation verglichen. Qualitative Daten wurden in Leitfadeninterviews erhoben, mittels Korrelation verglichen. Qualitative Daten wurden in Leitfadeninterviews erhoben, in welchen die Patienten die musiktherapeutische Methoden beurteilten und Veränderungen in ihrer Schmerzakzeptanz und Selbstmitgefühl rapportierten. Die Interviews wurden mithilfe einer thematischen Analyse evaluiert.

Ergebnisse

Die quantitativen Resultate zeigten, dass sowohl das achtsame Selbstmitgefühl (p=0.003) wie auch die Schmerz­akzeptanz (p= 0.001) in einer positiven Korrelation signifikant stiegen. Die Schmerz­reduktion minimierte sich von 7 auf 5 auf der numerischen Rating Skala. Die thematische Analyse der Leitfadeninterviews zeigte, da dass die Patienten die Musiktherapie unter den Aspekten von Entspannung, Selbstfürsorge und ihren chronischen Schmerzen und Emotionen mit einer akzeptierenden Haltung begegnen konnten und die mitfühlende therapeutische Beziehung als besonders wertvoll und wirksam beschrieben.

Diskussion

Die vorliegende Pilotstudie war die erste, welche die Musiktherapie mit den Methoden des MSC kombinierte. Aufgrund des Pilotcharakters dieser Studie Studie, sowie fehlender Kontrollkondition, können die Ergebnisse jedoch nicht generalisiert werden. Dennoch deuten die Ergebnisse auf eine mögliche Ergänzung der musiktherapeutischen Schmerzbehandlung hin und lassen sich im Kontext der wichtigen Nachfrage nach multimodalen Interventionen einordnen . Die positive Korrelation zwischen MSC und CPA ermöglicht die Annahme, dass Methoden, die verschiedene Aspekte des MSC adressieren, zu einer erhöhten Schmerzakzeptanz führen. Da die von allen Patienten die therapeutische Beziehung als mitfühlend und wirks wirksam beschrieben, können korrektive
Beziehungserfahrungen als prioritäres Therapieziel definiert werden. Die Adaption von MSC in der Musiktherapie wird von der Autorin als gegenseitig fruchtbar evaluiert. Um die Validität des Ansatzes zu prüfen, ist eine weiterführende Studie mit einem randomisierten Kontrolldesign denkbar.

Eigene Veröffentlichungen

*2021 Champ social éditions (*Veröffentlichung ca. Mai 2021)

2020 Colloque “Musique et Psychiatrie”, HEMU in Lausanne

2020 32. Werkstatt für musiktherapeutische Forschung, Augsburg, Posterpräsentation

2019 11th European Music Therapy Conference in Aalborg, Dänemark, Posterpreis

2019 Deutscher Kongress für Psychosomatische Medizin, Berlin, Posterpräsentation

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Wer kann einen Steckbrief einreichen?

Alle, die gerade selbst an einem Forschungsvorhaben arbeiten, oder dieses abgeschlossen haben. Das Angebot richtet sich also an Studierende der Musiktherapie (B.A., M.A. und PhD), Musiktherapeut:innen aus Praxis und Forschung und wissenschaftliche Mitarbeiter:innen.

Wo erscheinen die Steckbriefe?

Nach redaktioneller Durchsicht erscheinen die Steckbriefe auf dem Blog der DMtG. Ausgewählte Steckbriefe werden in der Rubrik Forum Forschung in der Printausgabe der Musiktherapeutischen Umschau regelmäßig veröffentlicht und sind damit als Zeitschriftenbeitrag zitierfähig.

Ist eine Veröffentlichung garantiert?

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Ich habe bisher keinen Forschungssteckbrief verfasst und habe auch sonst noch keine Erfahrung damit, in Fachzeitschriften zu veröffentlichen.

Sie werden bei der Finalisierung Ihres Steckbriefes redaktionell unterstützt und wir freuen uns, wenn Sie mit der Einreichung erste Schritte als Autor:in machen.

Was kommt nach Einsendung meines Forschungssteckbriefes auf mich zu?

In der Regel wird ihr Forschungssteckbrief nicht exakt so veröffentlicht, wie Sie ihn zum ersten Mal eingereicht haben. Wie bei allen Einreichungen im Bereich der Wissenschaft erhalten Sie auch hier Kommentare und Korrekturvorschläge. Verstehen Sie dies nicht als Kritik Ihres Forschungsvorhabens, sondern als Anregung, wie Sie ihr Projekt noch besser nach wissenschaftlichen Standards darstellen können.

Was habe ich davon, den Steckbrief zu erstellen?

Sie haben eine kompakte Zusammenfassung Ihrer Arbeit, auf die Sie per Online-Link verweisen können. Damit haben Sie eine Referenz, die z.B. bei der Beantragung von einem Stipendium oder Drittmitteln hilfreich sein kann. Andere Kolleg:innen und Forschungsinteressierte erfahren von Ihnen und Ihrem Projekt und es können sich inspirierende und konstruktive Kontakte ergeben. Sie haben die Darstellung Ihres Projektes strukturiert und damit einen Entwurf für ein Abstract oder ein Kongressposter. Unter Umständen haben Sie als Autor:in einen ersten Schritt in die musiktherapeutische Forschungscommunity getan, auf den weitere folgen können.

Was mache ich, wenn ich noch keine Ergebnisse habe?

Auch laufende Projekte sind sehr willkommen. Stellen Sie Hintergrund und Ihre Methodik dar, auch vorläufige Ergebnisse können berichtet werden. Auch ein Update des Steckbriefes ist jederzeit möglich.

Wie aufwändig ist das?

Die Word-Vorlage bietet eine gute Strukturierungshilfe. Wenn Sie sich über Ihre Fragestellungen, Methodik und Ergebnisse im Klaren sind, ist das schnell ausgefüllt. Wenn nicht, lassen Sie sich Zeit, um durch die Vorlage Ihr Projekt zu strukturieren.

Was passiert mit meinem Namen, Foto und meiner E-Mailadresse?

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Muss ich alles ausfüllen?

Nein. Optionale Punkte sind mit Sternchen markiert. Allerdings ist für die Veröffentlichung Ihre Zustimmung erforderlich, die Sie am Ende der Vorlage geben können.

Was mache ich mit dem ausgefüllten Steckbrief?

Sie schicken Ihn an forschung.mu@musiktherapie.de, zusammen mit einem für die Veröffentlichung freigegebenen Portraitfoto sowie kurzem CV für unsere Steckbrief-Galerie.

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MU-Redaktion Forum Forschung

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Diandra Russo

Abschluss Bachelor of Music in Music Therapy, Alverno College in Milwaukee, USA. Berufserfahrung am River Oaks Psychiatric Hospital in New Orleans im Bereich der Akutpsychiatrie und Erlangung der Lizenz zur amerikanischen Berufsausübung: Music Therapist Board Certified (MT-BC). Absolvierung des Upgrade MAS in Klinische Musiktherapie an der Zürcher Hochschule der Künste. Klinische Arbeit im Bereich der Kinder-Jugend- und Erwachsenenpsychiatrie, Geriatrie, Pädiatrie. Mehrjährige fachliche und personelle Leitung der Abteilung Musiktherapie im Bereich Psychosomatik an der Klinik Barmelweid. Lehrtätigkeit an Musikgrundschule, sowie Kinderchorleitung und aktive Konzerttätigkeit als Saxofonistin. Seit 2021 Co-Leitung und Dozentin in den Studiengängen der Musiktherapie an der ZHdK. Seit 2022 eigene Musiktherapiepraxis in Aarau (www.musiktherapie-aarau.ch). Weiterbildungen: Achtsamkeitspraxis, Achtsames Selbstmitgefühl, Schmerzbehandlung, Mentalisierungsbasierte Therapie und Acceptance and Commitment Therapy.

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