eine qualitative Untersuchung auf der Grundlage von Video-Mitschnitten
Keywords
Demenz, häusliche Musiktherapie, Interaktion, Videoanalyse
Was passiert da eigentlich? Diese Frage hat mich mit Beginn meiner Tätigkeit als Musiktherapeutin im häuslichen Umfeld von Demenzbetroffenen und ihren Angehörigen beschäftigt. Mithilfe von Videoanalyse möchte ich der Sache nun auf den Grund gehen.
Allgemeine Angaben
Projektleitung
Carina Petrowitz
Beteiligte Personen
Gutachter:innen: Prof. Dr. Susanne Metzner, Prof. Dr. Thomas Wosch
Institution
Technische Hochschule Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt
Zeitlicher Rahmen
Aktuell, geplant bis 04/2026
Rahmen der Arbeit
Dissertation
Form der Arbeit
Studie
Förderung
keine
Hintergrund
Bereits heute leiden rund 1,7 Millionen Menschen in Deutschland an Demenz. Zwei Drittel von Ihnen leben weiterhin in ihrem vertrauten sozialen Umfeld und werden dabei von ihren Angehörigen unterstützt und gepflegt. Das Leben im vertrauten Umfeld gibt Sicherheit und Stabilität. Dies langfristig zu ermöglichen, aber auch Angehörige zu entlasten und zu unterstützen, ist sinnvoll und erstrebenswert (Bundesministerium für Gesundheit, 2022). So gewinnen auch musiktherapeutische Unterstützungsangebote für Menschen mit Demenz, unter dem besonderen Aspekt der Einbeziehung von pflegenden Angehörigen, in der häuslichen Versorgung immer mehr an Bedeutung (Baker, 2019) Die Besonderheiten, die diese triadische Arbeit für die Musiktherapeut:innen mit sich bringen, bleiben jedoch oft unklar. Erschwerend kommt hinzu, dass zum Schutz vulnerabler Gruppen während der Coronapandemie viele musiktherapeutische Interventionen per Videokonferenz und ohne direkten persönlichen Kontakt, stattfanden.
FORSCHUNGSFRAGEN
1/ Online-Setting
- Welche Merkmale kennzeichnen die Behandlungstechniken der Musiktherapeut:innen in den online durchgeführten Sitzungen?
- Auf welche Art und Weise und in welchen Situationen wird die Musik in den online Sitzungen eingesetzt?
2/ Triadische Interaktionen:
- Was sind typische Merkmale der Interaktionen zwischen Musiktherapeut:innen, von Demenz Betroffenen und pflegenden Angehörigen?
3/ Bezogenheit zur Musik bzw. zum Musizieren:
- Welche Arten musikalischer Aktivität werden in den online-Sitzungen entwickelt?
- Welche Aktivitäten entfalten die Beteiligten, um musikalisch in Kontakt zu sein?
- Wie beziehen sich die Beteiligten auf die Musik?
Methode
Die Analyse der Videoaufzeichnungen bietet ein breites Spektrum an Beobachtungsmöglichkeiten und die konkrete Untersuchung einzelner Interaktionen, was das Erkennen von Verhaltensmerkmalen der einzelnen Akteure ermöglicht. Auch paraverbale und nonverbale, insbesondere mimische Kommunikationsanteile können damit erfasst werden, was durch die zum Teil starke Einschränkung der sprachlichen Fähigkeiten der Demenzbetroffenen für die geplante Untersuchung wichtig und notwendig ist.
Videoaufzeichnungen, die im Rahmen der internationalen, randomisiert kontrollierten Studie HOMESIDE entstanden sind, werden aufbereitet und analysiert. Die qualitative Analyse der Videoaufzeichnungen wurde durch die Ethikkommission bewilligt und entsprechende Einverständniserklärungen der Studienteilnehmenden eingeholt. Basierend auf der theoretischen Stichprobenziehung wurde zunächst offen ein relevant erscheinender Fall ausgewählt. Um eine Weiterentwicklung und Gewinnung neuer Erkenntnisse zu gewährleisten, wird die Auswahl im Verlauf der Untersuchung durch das Erkennen eines Relevanzsystems fokussiert und verdichtet. Faktoren zur Fallauswahl sind die Zusammensetzung der Dyade, die musikalischen Vorkenntnisse sowie das Stadium der Demenz (Akremi, 2018).
Ergebnisse
Die Datenerhebung wurde bereits im Mai 2022 abgeschlossen. Von den insgesamt 35 Studienpaaren, die das musiktherapeutische Angebot im häuslichen Umfeld durchliefen, stellen 18 Paare das vorhandene Videomaterial für die hier vorgestellte Videoanalyse zur Verfügung Bereits während der Betreuung der Teilnehmenden im Rahmen der Studie zeigte sich der hohe Bedarf an Unterstützungsangeboten. So konnte in Zeiten der Pandemie und starken Einschränkungen der sozialen Kontakte das online-Angebot eine wichtige Unterstützung im Alltag sein.
Diskussion
Bereits in der Phase der Datenerhebung und Durchführung der musiktherapeutischen Interventionen im häuslichen Umfeld von Menschen mit Demenz und ihren pflegenden Angehörigen zeigten sich besondere Herausforderungen aber auch Chancen, mit denen Musiktherapeut:innen in den online geführten Sitzungen konfrontiert werden. Musiktherapeutische Forschung und Konzeptentwicklung sowie Weiterbildung speziell in der Unterstützung pflegender Angehöriger durch Musiktherapeut:innen im Online-Format, sind wünschenswert und können einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der musiktherapeutischen Disziplin im Bereich der geriatrischen Versorgung leisten.