Musiktherapie und Coronakrise

Wie erleben Musiktherapeuten die Covid 19-Pandemie?
Vier Antworten 8

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Seit einem Jahr leben wir in einer Pandemie mit dem Erreger SARS-CoV-2. Sehr viel haben wir gelernt in diesen Monaten: Leben und Arbeit haben sich verändert und verändern sich weiter. Die Corona-Pandemie beschäftigt uns alle immer wieder neu. In der Musiktherapie sind die Erfahrungen sehr weit gespannt: von Weiterarbeit und Akzeptanz in Kliniken bis zu Reduktion und Abbruch von ambulanter Arbeit oder Honorartätigkeiten in Einrichtungen. Nicht nur Improvisation ist gefragt, sondern auch Geduld, Achtsamkeit, Mut, Durchhaltevermögen und Phantasie. Und: Es gibt die Hoffnung darauf, dass sukzessive im Laufe dieses Jahres die Qualität der musiktherapeutischen Arbeit zur Gesundung und zum Wohlbefinden von Patient.innen weiter verstärkt werden kann.

Seit Mai 2020 stellen wir Musiktherapeutinnen und Musiktherapeuten jeden Monat jeweils die gleichen vier Fragen. Es entstehen dabei aktuelle Bestandsaufnahmen. Sie können Anregungen und Hinweise geben für den Umgang mit den neuen Gegebenheiten und Problemen, mit denen wir alle so oder ähnlich konfrontiert sind. Die persönlichen Einblicke dürften auch Ausblicke auf eine sich vielleicht verändernde – erneuernde? – Musiktherapie sein. Jede.r ist eingeladen, sich zu beteiligen…

In diesem achten Teil der Umfrage antworten: Katja Gieselmann-Klose, Heike Hund, Oliver Schöndube, und Ilka Waldmann.

Vier Fragen an ... Katja Gieselmann-Klose, Darmstadt

Musiktherapie Blog Vier Fragen an Katja Gieselmann-Klose
01 Was hat sich in Ihrem Leben seit Corona verändert?

Einige bisher selbstverständliche Gesten habe ich neu schätzen gelernt. Eine Umarmung zum Beispiel. Die Spontaneität einer solchen Geste wurde uns durch Corona genommen und ich glaube auch, es gibt keinen Ersatz für spontane Umarmungen. Das erlebe ich als anstrengend. Und vor Corona wusste ich gar nicht, dass es mir so wichtig sein könnte, eine Kollegin oder auch meinen Bruder einfach mal zu umarmen. Da ich bis vor knapp 4 Jahren in Italien gelebt habe und dort wichtige Freunde und Freundinnen habe, vermisse ich außerdem die Möglichkeit spontan zu verreisen. Das fehlt mir auch innerhalb Deutschlands. Ich glaube, dass man die Menschen, die man liebhat, nicht mehr jederzeit besuchen kann, das ist die schlimmste einschneidende Veränderung.

02 Was hat sich in Ihrer beruflichen Situation verändert?

Während der „Coronakrise“ hat sich in meiner beruflichen Situation sehr viel verändert, da ich meinen Arbeitsplatz gewechselt habe. Einen Job zu suchen und zu finden, ist auch unter normalen Bedingungen nicht einfach, aber letztendlich hat es dann geklappt. Der Neuanfang wurde dann durch Corona auch erschwert: Ich soll eigentlich im ganzen Haus (ein großes Pflegeheim) tätig sein, darf jetzt aber aufgrund der Pandemie nur in einem einzigen Wohnbereich arbeiten. Gerade in diesem Wohnbereich ist dann das Virus ausgebrochen. Nun hatte ich also die ganze Palette: Neue Mitarbeiterin, neues Angebot (vorher gab es hier jahrelang keine Musiktherapie), neue – erschwerte – Arbeitsbedingungen aufgrund des Virus, alles neu. Ich stoße täglich an meine Grenzen und finde dann Wege über diese Grenzen hinaus. Das ist eine alltägliche Herausforderung, die sich mitunter auch motivierend auswirkt. Stress ist normal. Einer der Stressfaktoren für uns kann das „auf sich allein gestellte Arbeiten“ sein, denn wo gibt es schon mehrere Musiktherapeut.innen in ein und derselben Einrichtung? Durch Corona hat sich der Fokus in den interdisziplinären Teams verschoben: Plötzlich haben wir eine neue gemeinsame Herausforderung und Belastung, nämlich den Umgang mit dem Virus und mit den Menschen, die daran erkranken und mitunter leider auch daran sterben. Es entsteht dadurch zuweilen eine neue Qualität der Verbundenheit, von der ich mir wünsche, dass wir sie beibehalten können.

03 Wie sehen Sie die Chancen für Musiktherapie nach Corona?

Durch die Pandemie gibt es eine höhere Aufmerksamkeit für Berufe (allen voran Pflegeberufe) rund um die Gesundheit. Wir Musiktherapeut.innen sind auf ein gutes Netzwerk der Gesundheitsberufe angewiesen. In den vielen Einrichtungen, in denen freiberufliche Musiktherapeut.innen arbeiten und seit Corona nicht mehr kommen, werden sie jetzt – wenn sie denn gut sind – mit Sicherheit sehr vermisst. Unser wunderschöner Beruf läuft Gefahr als eine Art Luxus wahrgenommen zu werden, nach dem Motto „und dann haben wir sogar noch eine Musiktherapeutin“. Ich wünsche mir, dass wir aus diesem Klischee rauskommen und vielleicht hatten wir jetzt durch Corona die Chance zu zeigen, dass wir in einem guten Gesundheitssystem nicht fehlen dürfen und folglich systemrelevant sind.

04 Was wünschen Sie sich für die Musiktherapie in Deutschland für die Zukunft?

Ich habe die Musiktherapie in Italien kennen und lieben gelernt. Daher kenne ich die Musiktherapie in Deutschland noch gar nicht so gut. Ich würde mir eine stärkere Vernetzung wünschen, sowohl mit anderen Berufsgruppen rund um Gesundheit als auch untereinander, also Musiktherapeut.innen in Deutschland und in Europa. Natürlich wünsche ich mir auch, dass Musiktherapie über gesetzliche Krankenkassen abrechenbar ist.  Den Weg dahin betrachte ich als weit und holprig und die Vernetzung, die ich jetzt schon mehrmals erwähnt habe, ist sicherlich eine wichtige Voraussetzung. In Deutschland habe ich manchmal das Gefühl, dass manche Kolleg.innen auf einem zu hohen Ross sitzen. Eine solche Position tut niemandem einen Gefallen. Wenn wir einklagen, zu einem System zu gehören, sollten wir uns auch selbst dazu zählen und interdisziplinär zusammenarbeiten. Andererseits müssen wir uns auch behaupten können und zeigen, welchen Zugewinn eine Einrichtung hat, wenn sie eine Musiktherapeutin einstellt und nicht nur einmal in der Woche Live-Musik spielen lässt. Deshalb wünsche ich mir eine größere Selbstverständlichkeit für Musiktherapie im Alltag.

Vier Fragen an... Heike Hund, Gießen

Musiktherapie Blog Vier Fragen an Heike Hund

Das Leben ist etwas ruhiger geworden und mein Partner und ich verbringen mehr Zeit mit unserer Katze zuhause und im Garten oder in der Natur bei Spaziergängen oder Wanderungen. Neben verschobenen Urlaubs- und Hochzeitsplänen und dem Ausfall der Chorreise zu den World Choir Games mit meinem Chor im letzten Jahr, fehlen mir insbesondere der soziale Kontakt bei den Chorproben, Treffen mit Freunden und mein Malkurs. Gleichzeitig, neben dem Verzicht auf so vieles, hat mir die Zeit noch mehr gezeigt, wie dankbar ich für all das bin, was ich habe. Ein sicherer Job mit einem geregelten Einkommen, in einer Einrichtung, in der ich in Corona-Zeiten zu den Glücklichen gehöre, die sich systemrelevant nennen können, sowie einen liebevollen und unterstützenden Partner und ein wundervolles Zuhause. Auch der Kontakt zu meinen Geschwistern und Eltern, die in Deutschland verteilt wohnen, hat dank Skype zugenommen und so waren sie an Weihnachten alle doch bei mir, wenn auch nur virtuell. Allerdings haben auch die Ängste und Sorgen zugenommen. Vor allem das ständige Abwägen und das Bangen, ob ich Angehörige und Freunde ohne Bedenken treffen kann, erlebe ich als belastend.

02 Was hat sich in Ihrer beruflichen Situation verändert?

Lange Zeit schien das Virus weit weg zu sein und der Arbeitsalltag bis auf Kleinigkeiten (Besuchsverbot, verschärfte Hygienemaßnahmen) nicht weiter eingeschränkt. Da ich als Musiktherapeutin im Pflege- und Förderzentrum St. Anna in Gießen meinen Arbeitsschwerpunkt auf den Stationen mit Menschen im Wachkoma habe, waren strikte Hygienevorgaben und das Tragen von Masken keine Seltenheit. Bald schon war ich es gewöhnt, diese den ganzen Tag zu tragen und scherzte darüber mit den Kollegen, wenn schon wieder eine neue Anordnung für die Besuchsregelung oder eine erneute Erinnerung an die Hygienevorschriften kamen. Ärger über schlechtsitzende Behelfsmasken oder fehlendes Desinfektionsmittel waren beim ersten Lockdown die geringste Sorge und gehörten schon bald zum Arbeitsalltag dazu. Vielmehr dominierte die Angst vor dem was passiert, wenn das Virus es doch durch die Türe schaffen sollte.

Der erste Lockdown war schnell vorbei, der Sommer stand vor der Tür und die Erleichterung war zunächst groß, dass wir bisher vom Virus verschont geblieben waren. Die Türen wurden langsam wieder geöffnet. Und dann war sie plötzlich da, die erste einschränkende Veränderung in meiner Arbeit: Das Singverbot. Was sollte ich nun machen, wo doch meine Stimme mein Hauptinstrument in der Arbeit mit den Menschen im Wachkoma ist und das Singen auf der Station mit den wachen Bewohnern die Gruppe zusammenhielt? Die Veränderung löste eine gewisse Verunsicherung in mir aus und die Frage: was bin ich als Musiktherapeutin ohne meine Stimme? Doch aus der anfänglichen Überforderung mit der neuen Situation, entwickelte sich in mir die Energie über neue Möglichkeiten nachzudenken und in den Kontakt mit musiktherapeutischen Kollegen zu gehen. Begrüßungs- und Abschiedslieder wurden von mir kurzerhand aufgenommen und neue Ideen für die Gruppe mit der Leitung besprochen. Aus der fixen Idee ein Hörspiel aufzunehmen entstand so, mit Unterstützung der Leitung, ein tolles Projekt. Gelder wurden bewilligt, ein gutes Aufnahmegerät und neue Instrumente beschafft und sogar meine Arbeitszeit für ein Jahr um fünf Stunden auf nunmehr 35 erhöht.

So weit so gut… der Sommer neigte sich dem Ende zu, der Herbst begann, das Hörspiel nahm Gestalt an und auch die Arbeit ohne Singen mit den Bewohnern im Wachkoma wurde zum neuen Alltag. Dann der Schock: „Heike, du arbeitest doch auch musiktherapeutisch mit Frau H.?“, meine Antwort: „Ja, wieso?“. „Die wurde gerade positiv auf das Corona Virus getestet, wir machen jetzt bei dir einen Schnelltest“. Das war im November. Der Test und auch alle weiteren waren bislang zum Glück negativ. Es folgte die Abriegelung der Station, weitere Infizierte, die Anordnung zum Tragen von FFP2 Masken, tägliches Temperaturmessen und jeglicher Kontakt unter Mitarbeitern in Pausenräumen wurde untersagt. Neben meiner eigenen Unsicherheit, ob ich womöglich das Virus hereingetragen haben könnte, und das wöchentliche Bangen, was der Schnelltest heute zeigen wird, war nun mehr als je Flexibilität gefragt und die Sorgen und Ängste der Bewohner mitzutragen und zu halten. Doch unser gemeinsames Projekt hielt die Stimmung unter den Bewohnern und ich hatte nun mehr Zeit zum Schneiden und Mischen, sodass wir tatsächlich noch vor Weihnachten mit den Bewohnern den Rohschnitt zu unserem weihnachtlichen Hörspiel anhören konnten. Ein Lichtblick, nachdem mich vor meinen Urlaub die traurige Nachricht vom Tod zweier Bewohner bzw. Patienten von mir von der Wachkomastation erreichte.

Nun Anfang Januar hat sich die angespannte Situation glücklicherweise etwas entschärft, das Infektionsgeschehen ist rückläufig und die ersten Impfungen konnten stattfinden. Die Lage hat sich beruhigt und ab nächster Woche kann ich auch meine Patienten im Wachkoma wieder besuchen.

03 Wie sehen Sie die Chancen für Musiktherapie nach Corona?

Das Corona-Virus hat mir und uns allen stärker denn je zuvor gezeigt, wie wichtig Musik für das Seelenwohl und den Zusammenhalt unter uns Menschen ist. An dieser Stelle hoffe ich, dass dies eine Chance auch für die Musiktherapie darstellen kann, sofern sie sich auch zukünftig weiterentwickelt, digitale Wege (z.B. online Vorträge/Fortbildungen, Intervisionen über Zoom, Abwägung der Möglichkeiten von Onlinetherapien) nutzt und die Bedeutung der Musiktherapie für unser Gesundheitssystem weiter nach Außen trägt.

04 Was wünschen Sie sich für die Musiktherapie in Deutschland für die Zukunft?

Die Anerkennung als eigenständiges Berufsbild, gerechte/angemessen Löhne, Übernahme der Krankenkassen, sowie die Steigerung der öffentlichen Wahrnehmung der Wichtigkeit künstlerischer Therapien.

Vier Fragen an... Oliver Schöndube, Osnabrück

Musiktherapie Blog Vier Fragen an Oliver Schöndube

Veränderungen gab und gibt es auf verschiedenen Ebenen. Am schmerzlichsten sind für mich Kontakt- und Reisebeschränkungen, insbesondere, da auch familiäre Bindungen im Ausland vorhanden sind. Dazu kommt das Vermissen der Kultur, sowohl das eigene Konzertieren als auch der Besuch von Konzerten fallen ja weg – und online ist das alles doch nur bedingt möglich. Es ist gut, dass wir dank der digitalen Möglichkeiten hier und da etwas halten können, aber die Sehnsucht wird größer. Ich denke wir kennen alle die wohltuende und stärkende zwischenmenschliche Resonanz der Live-Begegnung. Im September 2020 konnte ich noch ein Konzert durchführen; die Dankbarkeit der Zuhörer war berührend!

Andererseits habe ich mich durch die „verordnete“ Zeit endlich auch dem widmen können, was lange liegengeblieben ist. Dinge, bei denen der Alltag sonst oft stärker und schneller war, sind nun erfreulicherweise geschafft.

Darüber hinaus waren und sind das Nachdenken über Prioritäten, die Freude an intensiven Gesprächen, der klarere Kontakt zur Natur in der direkten Umgebung und einiges anderes mehr wiederentdeckte Schätze. Auch die Erleichterungen für Natur und Klima freuen mich und sollten möglichst mitgenommen werden.

Dennoch empfinde ich – jetzt im Januar 2021 – die aktuelle Phase als deutlich anstrengender als die Zeit im letzten Frühjahr, die noch eher ein Abenteuer und bisweilen ein richtiges Geschenk war. Mittlerweile kommt immer mal das Gefühl auf, dass ja nun Zeit wäre, um… aber das geht ja gerade gar nicht. So ist es ein Balanceakt, der immer wieder durch guten Kontakt zu anderen, aber auch zu sich selbst gehalten werden muss.

02 Was hat sich in Ihrer beruflichen Situation verändert?

Beruflich war ich im Frühjahr 2020 mit einigen Ausfällen konfrontiert. Mittlerweile ist der Großteil der therapeutischen Arbeit im Alltag wieder möglich, wenn auch unter anderen Bedingungen. Da ist es gut, dass die Musik manchmal auch ganz gut mit dem Abstand auskommt. Ganz besonders fehlt mir das frei und beherzte Singen. Die Stimme als „mein Instrument“ ist ein wenig zu einem „schwarzen Schaf“ geworden und doch ist es klar, wie wichtig der stimmliche Ausdruck, das gemeinsame Schwingen und Singen, die von innen kommende Vibration des Körpers ist.

Die pädagogische Arbeit, das Abhalten von Gesangsunterricht oder musiktherapeutische Workshops an Wochenenden sind sehr reduziert und dann meist nur online durchführbar. Das empfinde ich bei aller Gewöhnung zwar immer wieder als anstrengend, weil so viel Kopf und so wenig Körper mit einbezogen werden kann, dennoch ist es gut, dass es das gibt und wir technisch die Chance dazu haben.

Trotz des Glücks guter Strukturen beim größten Teil meiner Arbeitsmöglichkeiten und regelmäßiger Testmöglichkeit bleibt beruflich das Gefühl von Unsicherheit bestehen, wobei ich persönlich viel Glück gehabt zu haben scheine, wenn ich an Gespräche mit Kolleg.innen denke, die zum Teil wochenlange Ausfälle hatten. Das macht die Schwierigkeiten deutlich und mich selbst dankbar für meine Situation.

03 Wie sehen Sie die Chancen für Musiktherapie nach Corona? 

Zum einen müssen wir sicher etwas aufpassen, dass hier und da der Wegfall der Musiktherapie vielleicht sogar nicht zu sehr auffällt und dann hier und da verschwinden könnte, weil eh das Geld knapp ist und wird. Zum anderen kann ich mir gut vorstellen, dass das, was die Musiktherapie auszeichnet – wie die Beziehung, die Begegnung, die Gestaltung eines emotionalen und atmosphärischen Raumes, die Ausdrucksbildung, die stärkende Kraft und all ihre therapeutischen Möglichkeiten – besondere Wertschätzung erhält, weil der Mangel immer deutlicher spürbar wird. Die Musiktherapie kann, wie auch die anderen künstlerischen Therapien, den weiten Raum der non- und präverbalen Möglichkeiten zur Verfügung stellen und auch auf die präventive Bedeutung im Alltag hinweisen. In der klinischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wird mir immer wieder deutlich, wie bedeutsam die Musik (aktuell und grundsätzlich) gerade für die Jugendlichen ist, was diese sehr eindrücklich beschreiben und damit auch die aktuelle Krise meinen.

04 Was wünschen Sie sich für die Musiktherapie in Deutschland für die Zukunft?

Was ich mir wünsche? Tatsächliche Anerkennung vielleicht. Einerseits scheint immer breiter im Alltag darauf hingewiesen zu werden, was musiktherapeutisches Handeln bewirken kann. Andererseits schwinden Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten und der Hauch eines „Luxus“ scheint immer noch hier und da zu wehen. Dabei handelt es sich doch vielmehr um eine basale Bedeutsamkeit.

Darüber hinaus wünsche ich mir einen guten Zusammenhalt untereinander. Ich glaube gegenseitige Unterstützung, Kooperation und Netzwerken sind wichtige Entwicklungen unserer Zeit. Vieles, bei dem rückblickend  Abgrenzung im Sinne der Entwicklung vielleicht sogar nötig war, kann und darf (neu) zusammenwachsen. Synergien brauchen wir, ebenso Energie und Kraft und – trotz der aktuellen Erfahrungen einer großen Fragilität – auch etwas Weltverbesserungslaune und die Überzeugung, dass wir einen guten und systemrelevanten Beruf haben.

Mir fällt dabei die Rede von Riccardo Muti beim diesjährigen Neujahrskonzert ein, in die man sicher die Musiktherapeut.innen mit einbeziehen kann, wenn er in etwa davon spricht, dass Musiker Blumen statt Waffen tragen, dass sie Freude und Hoffnung bringen und einer Mission folgen, die Gesellschaft mithilfe von Kultur besser zu machen. Es geht also auch um die Kultivierung von Gesellschaft – es schließt sich der Kreis zur Musiktherapie.

Vier Fragen an... Ilka Waldmann, Eisenach

Musiktherapie Blog Vier Fragen an Ilka Waldmann

In meiner Elternzeit mit meinem Sohn sind viele Termine weggebrochen, kein Musikkurs oder auch Sportkurs für uns, wenig Kontakt zu anderen Kindern, wenig Kontakt zu Freunden und Familie, mehr Videotelefonie und Abstimmung des Alltags. Kein Verreisen und offene Freizeitgestaltung in der Elternzeit. Das war sehr schade. Aber es hat auch zu mehr Dankbarkeit geführt und Treffen bzw. Kontakte mehr aufzuschieben, sondern es machen, wenn es geht und den Moment mehr genießen.

02 Was hat sich in Ihrer beruflichen Situation verändert?

Dauermaskeneinsatz, Zeitinvestierung sich zu den aktuellen Regeln zu informieren, weniger Teilnehmer in der Gruppe, Thematik im Umgang mit der Maske mit Patient.innen. Mit psychischen Problemen damit und eigene Positionierung dazu.

03 Wie sehen Sie die Chancen für Musiktherapie nach Corona? 

Die Chancen der Musiktherapie sind auch durch Corona nach meiner Sicht nicht weg. Erleichterung den Patienten wieder ohne Maske zu begegnen.

04 Was wünschen Sie sich für die Musiktherapie in Deutschland für die Zukunft?

Dass es den Patienten leichter gemacht wird, ambulant Musiktherapie finanziert zu bekommen durch die Kassen, gerade wenn die Behandlung stationär Erfolg gebracht hat.

Wir bedanken uns bei den Autor.innen für die Antworten. Auch nach diesem achten Teil setzen wir die Reihe gerne weiter fort: Wenn Sie, liebe Musiktherapeut.innen, auch die Fragen beantworten möchten, schicken Sie diese bitte an blog@musiktherapie.de.

Die vorherigen Folgen der Serie:

Vier Antworten von Elka Aurora, Silke Kammer, Yuka Kikat und Dr. Johannes Unterberger (7. Mai 2020), Vier Antworten 2 von Inga Auch-Johannes, Sandrine Doepner, Lena Eliaß und Dorothea Käding (8. Juni 2020), Vier Antworten 3 von Susanne Heinze, Sandra Schneider-Homberger, Verena Lodde, Gustav von Blanckenburg und Gaby Flossmann (6. Juli 2020), Vier Antworten 4 von Holger Selig, Ursula Senn, Britta Sperling, Stephanie Scaleppi, und Daniela Goebel (11. August 2020), Vier Antworten 5 von Agnes Brazsil, Dani Koppe, Dirk Kreuzer und Julia Tostmann (10. September 2020), Vier Antworten 6 von Maria Grohmann, Flora Kadar und Sandra Wallmeier (19. Oktober 2020), und Vier Antworten 7 von Dr. Boris Becker, Sarah Bonnen, Eva-Maria Holzinger und Sophie Kitschke, aus Santiago de Chile (27. November 2020).

Autor.innenfotos: die Rechte liegen bei den Autor.innen.

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Volker Bernius

Volker Bernius

Volker Bernius, Studium der Theologie, Musik, Psychologie. Seit 1979 Redaktionsmitglied der Musiktherapeutischen Umschau, ab 1986 Chefredakteur, Beisitzer im Vorstand der Deutschen Musiktherapeutischen Gesellschaft: Von 1981 bis 2015 Bildungs-, Kultur- und Wissenschaftsredakteur Hessischer Rundfunk, Mitgründer und Fachbeirat der Stiftung Zuhören, Journalist, Autor, Herausgeber, Dozent.

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