Anwendung eines Fragebogens zur Erfassung subjektiven Erlebens in Improvisationen
Keywords
Musiktherapie, Improvisation, Bedeutsame Situationen, Beziehung, Intersubjektivität

Dialog bringt die Menschen in Beziehung, er schafft Beziehung.
Wir entwickeln einen klinisch und wissenschaftlich einsetzbaren Fragebogen, mit dem Klient:innen und Therapeut:innen ihr Beziehungserleben in der musiktherapeutischen Improvisation bewusst machen, beschreiben und reflektieren können.
Allgemeine Angaben
Projektleitung
Monika Smetana (a)
Beteiligte Personen
Irene Stepniczka, MSc. (b)
Institution
a) Universität Augsburg, Fakultät für Philosophie und Sozialwissenschaften,
Leopold-Mozart Zentrum; Universität für Musik und darstellende Kunst Wien; b) Institut für Musiktherapie, Wiener Zentrum für Musiktherapieforschung
Email
smetana-m@mdw.ac.at
Zeitlicher Rahmen
Projekt abgeschlossen am: 30.04.2019 (Zeitraum der Feasibility-Study: 01.10.2018 – 30.04.2019); Weiterführung geplant ab Herbst 2022
Form der Arbeit
Studie
Förderung
AR-Pilot 2018 der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
Projektleitung
Monika Smetana (a)
Beteiligte Personen
Irene Stepniczka, MSc. (b)
Institutionen
a) Universität Augsburg, Fakultät für Philosophie und Sozialwissenschaften,
Leopold-Mozart Zentrum; Universität für Musik und darstellende Kunst Wien; b) Institut für Musiktherapie, Wiener Zentrum für Musiktherapieforschung
Zeitlicher Rahmen
Projekt abgeschlossen am: 30.04.2019 (Zeitraum der Feasibility-Study: 01.10.2018 – 30.04.2019); Weiterführung geplant ab Herbst 2022
Form der Arbeit
Studie
Förderung
AR-Pilot 2018 der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
Hintergrund
Der Dia-SQN ist ein schriftlicher De-briefing Fragebogen, der im Zuge einer Feasibility Studie zur Entstehung von Dialog und zur empirischen Erfassung von Intersubjektivität in dyadischen musiktherapeutischen Improvisationen entwickelt wurde. Unmittelbar nach einer musiktherapeutischen Improvisation reflektieren sowohl Patient.in als auch Therapeut:in ihr subjektives Erleben und ihre Erfahrungen in Bezug auf bedeutsame Situationen, die Wahrnehmung von gegenseitiger Bezogenheit, vorhandene Beziehungsbedürfnisse, Selbst- und Fremdwahrnehmung sowie wahrgenommene Emotionen (Teil 1). Die Fragen sind in parallel gestalteten Fassungen für Patient.innen (Dia-SQN-P) und Therapeut.innen (Dia-SQN-T) jeweils komplementär aufgebaut und beinhalten Visuelle Analog-Skalen, bipolare Likert-Skalen und offene Fragen. Der Dia-SQN-T enthält darüber hinaus Fragen zur Einschätzung des eigenen therapeutischen Handelns i.S. eingesetzter Techniken (Teil 2 und Teil 3). Die Bearbeitungsdauer beläuft sich auf etwa 15 (Dia-SQN-P) bis 20 (Dia-SQN-T) Minuten.
Forschungsfragen
- Erfassen Dia-SQN-P und Dia-SQN-T das subjektive Erleben von Bezogenheit, Dialog und Beziehung in musiktherapeutischen Improvisationen?
- Sind die Frageformen verständlich gestellt, um Komplementarität und Intersubjektivität zwischen den subjektiven Erlebensweisen von Therapeut.in und Patient.in zu erfassen?
- Dient der Dia-SQN-T der Operationalisierung und Erfassung nonverbaler therapeutischen Intentionen und Techniken i.S. des therapeutischen Handelns?
- Kann anhand des gesammelten Datenmaterials eine Analyse der Wechselwirkungen zwischen therapeutischen Intentionen und Techniken und dem subjektiven Erleben von Bezogenheit sowie dem Vorkommen bedeutsamer Momente erfolgen?
Methode
Der Dia-SQN wurde erstmals im Rahmen einer nicht-klinischen Feasibility Study mit 17 Proband.innen (8 Musiktherapeut.innen und 9 Erwachsene ohne Diagnose einer psychischen Erkrankung) eingesetzt. Nach Abschluss der Datenerhebung wurden die Bestandteile und die Struktur des Fragebogens in Fokusgruppen mit den Teilnehmenden diskutiert und reflektiert. Cronbach‘s α wurde berechnet, um
die interne Konsistenz bzw. die Reliabilität des Fragebogens zu evaluieren. Für eine erste Einschätzung der Gütekriterien des Fragebogens standen vollständige Datensätze von 17 Improvisationen (Assessments) zur Verfügung.
Ergebnisse
Die Zumutbarkeit der Erstversion des Dia-SQN hinsichtlich zeitlicher, psychischer sowie körperlicher Aspekte war laut Teilnehmenden gegeben. Die resultierenden Testwerte führen zu keiner Diskriminierung bestimmter Personen und können als fair betrachtet werden. Bei Evaluation der internen Konsistenz bzw. der Reliabilität des Fragebogens erreichten Teil 1 sowie Teil 3 der Erstversion des Fragebogens Werte von Cronbach‘s α = .77 und Cronbach‘s α = .74. Die interne Konsistenz dieser Subskalen kann daher als akzeptabel bewertet werden. Auch die Augenscheinvalidität war den Rückmeldungen gemäß gegeben. Die offenen Fragen zum Vorkommen bedeutsamer Momente erwiesen sich als geeignet für die Weiterführung in vertiefenden videogestützten De-briefing Interviews mit den Teilnehmenden.
Diskussion
Ein vergleichbares Erhebungsinstrument ist uns aus der musiktherapeutischen Literatur nicht bekannt. Die geringe Anzahl der Studienteilnehmenden lässt noch keine allgemeinen Aussagen zu den Ergebnissen zu. Hinsichtlich der (Weiter-)Entwicklung des Dia-SQN und seiner künftigen Anwendung nicht nur in standardisierten wissenschaftlichen Untersuchungsdesigns, sondern auch als Instrument zur kurzen Selbsteinschätzung unmittelbar nach einer dyadischen Improvisation, etwa als Übergang zur verbalen Reflexion über Beziehungsthemen und -bedürfnisse, sollte insbesondere auf Angemessenheit und Praktikabilität im klinischen Alltag geachtet werden.
Ausblick
Aussagen zur Konstruktvalidität werden im Rahmen einer größer angelegten Studie folgen. Um dies zu gewährleisten, ist es jedoch wichtig, den Fragebogen noch einmal eingehend zu überarbeiten mit besonderem Augenmerk auf Teil 2 und auch hier eine akzeptable interne Konsistenz anzustreben, die derzeit nicht erreicht ist. Weiters ist die Entwicklung einer dritten Version für externe Rater.innen (Dia-SQN-R) zur Einschätzung bedeutungsvoller Situationen und therapeutischer Techniken anhand audiovisuell aufgezeichneter Improvisationen in Planung. Damit soll die subjektive Wahrnehmung der aktiv involvierten Personen ergänzt und evaluiert werden. Eine statistische Validierung des Fragebogens anhand repräsentativer klinischer Stichproben, insbesondere im einzelmusiktherapeutischen Setting im psychiatrischen und psychosomatischen Kontext, ist erstrebenswert.
Der Steckbrief Forschung von Monika Smetana kann hier als pdf heruntergeladen werden.