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Steckbrief Forschung.
Ego-State basierte Musiktherapie bei Depressionen

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Keywords

Depression, innere Anteile, Ego-State-Therapie, klinische Studie 

Tobias Kranz, Musiktherapeut

Die Arbeit mit “inneren Anteilen” bietet aus meiner Sicht eine Ergänzung zu bisherigen Ansätzen der musiktherapeutischen Depressionsbehandlung. Das betrifft insbesondere Selbstmitgefühl, Selbstfürsorge und Selbstwert während und auch nach der klinischen Behandlung.

Allgemeine Angaben

Projektleitung 
Tobias Kranz

Beteiligte Personen
Erst-Betreuung: Prof.in Dr. Dorothee von Moreau, Hamburg
Zweit-Betreuung: Prof.in Dr. Katja Kölkebeck, Essen

Institution
Hochschule für Musik und Theater Hamburg, LVR-Universitätsklinik Essen

Email
tobias.kranz@musiktherapie.de

Zeitlicher Rahmen
Aktuell, geplant bis: 2027

Rahmen der Arbeit
Dissertation

Form der Arbeit
Studie

Förderung
keine

Hintergrund

In der musiktherapeutischen Literatur finden sich Hinweise zur Nutzung und Übertragung von Teilekonzepten als Interventionsmethode in der musiktherapeutischen Arbeit (u.a. Timmermann 2003, Rose und Bossinger 2004, Wiesmüller 2014, Moreau und Pommerien 2014). Eine ausführliche Konzeptualisierung fehlt hingegen, obwohl diese Ansätze in der Praxis verbreitet sind (Wagner 2022). Die Ego-State-Therapie (EST) wurde vom Ehepaar John und Helen Watkins entwickelt (Watkins und Watkins 2019). Basis ist ihre Idee der Multiplizität, dem Bestehen der Persönlichkeit aus unterschiedlichen “inneren Anteilen“ – Ego-States.

In der Depressionsbehandlung legen bisherige musiktherapeutische Ansätze den Fokus unter anderem auf Aktivierung und die Wirkung der Gruppe als Gegenpol zu Isolation. Kurzfristige Effekte auf die depressive Leitsymptomatik konnten in RCTs (Fachner und Erkkilä 2013) nachgewiesen werden. Auch ein Cochrane-Review weist in diese Richtung (Aalbers et al. 2017). Im psychodynamischen Verständnis depressiver Erkrankungen wird die Auseinandersetzung mit und Durcharbeitung von früheren Verlusterfahrungen als zentral angesehen (u.a. Metzner 2014, Wöller und Kruse 2018)

Forschungsfragen

  • Hauptfrage: Inwiefern kann Ego-State basierte Musiktherapie die bisherige musiktherapeutische Depressionsbehandlung im psychotherapeutisch-klinischen Setting ergänzen?
  • Ist das Konzept der EST auf Musiktherapie übertragbar?
  • Welche Herausforderungen und Chancen ergeben sich aus der Übertragung der Ego-State-Therapie auf die Musiktherapie?
  • Welche Interventionen sind für die Musiktherapie adaptierbar?
  • Wird Ego-State basierte Musiktherapie ergänzend zur Standardbehandlung von an Depression erkrankten Patient:innen als hilfreich erlebt?

Methode

Die Studie basiert auf einem dreistufigen Konzept.
1. Konzeptentwicklung: Ego-State-Ausbildung bei Kai Fritzsche, Durchführung von leitfadengestützten Expert:inneninterviews, spezifische begleitende Supervision, genaue Beschreibung der Interventionen
2. Erprobungsphase: Erprobung des Konzepts an einzelnen Patient:innen mit anschließendem leitfadengestützten Interview, Diskussion des Konzeptes in Kolloquien und einer Fokusgruppendiskussion der Expert:innen
3. Machbarkeitsstudie: Setting Einzeltherapie, Frequenz mindestens 10 Einheiten, geplant 15-20 Patient:innen, Hauptdiagnose mittelgradige oder schwere Depressionen ohne psychotische Symptome, Datenerhebung im Mixed Methods Design, Follow-up nach 3 Monaten

quantitative Auswertung:
– BDI-II (Becks Depressionsinventar) prä, post und Follow-up
– Stimmungseinschätzung anhand visueller Analogskala vor und nach jeder Therapieeinheit

qualitative Auswertung:
– leitfadengestützter Expert:inneninterviews
– Fokusgruppendiskussion des gebildeteten Expert:innengremiums
– Patient:inneninterviews aus der Erprobungsphase
– Verlaufsdarstellungen und Abgleich mit Therapieprotokollen
– Patient:inneninterviews post und Follow-up
– Interviews mit Fallführung sowie weiterer Eindrücke des Behandlungsteams zur Integrierbarkeit der Methode

Ergebnisse

Da das Promotionsvorhaben im Oktober 2022 gestartet ist, liegen aktuell noch keine Ergebnisse vor.

Diskussion

Im Prozess können weitere Fragen auftauchen. Welche Nebendiagnosen spielen eine Rolle? Hat die Änderung der Eingangs- und Ausgangsdiagnose eine Auswirkung auf den Prozess? Wie schätzt das multiprofessionelle Team den Ansatz und die Integrierbarkeit ein? Wann ist dieser Ansatz kontraindiziert?

Ausblick

Ergeben sich Möglichkeiten der Adaptierung des Konzeptes für das Gruppensetting?

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Tobias Kranz

Tobias Kranz

Tobias Kranz studierte Orchestermusik im Fach Oboe in Berlin (UdK) und Frankfurt (HfMDK), Musiktherapie an der WWU Münster und promoviert seit Herbst 2022 an der HfMT Hamburg im Fach Musiktherapie. Er arbeitet seit mehr als zehn Jahren in der Psychiatrie, derzeit in der LVR Universitätsklinik Essen mit stationären und tagesklinischen Patient:innen, ist Sprecher des Fachforums Musiktherapie im LVR und Mitglied des Berufsständischen Beirats der Deutschen Musiktherapeutischen Gesellschaft.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Jochen Sattler

    Hallo Herr Kranz,
    ich weiß nicht ob Ihnen bekannt ist: es gibt zu Ihrem Promotionsthema eine schöne Diplomarbeit: Die “Klänge meiner Innenwelt – Über die Arbeit mit dem Ego-State-Konzept in der Musiktherapie” die Bianca Wagner 2022 an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien verfasst hat.
    Ich arbeite selbst seit 1997 vor dem Hintergrung transaktionsanalytischer-und systemischer Erkenntnistheorien mit Elementen der EST an der Tischtrommel ( “Tischtrommelkonferenz”) hauptsächlich im psychiatrischen Kontext.
    Über einen fachlichen Austausch würde ich mich sehr freuen! Ich bin übrigens im Herbst mit dem Verfahren auch bei der LVR / FAKT- Tagung zu Gast.
    Kollegiale Grüße aus Frankenthal/Pfalz
    Jochen Sattler
    Über einen A

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