Musiktherapy Day 2020 Make a Melody Poster Banner from Cyprus

Charity-Musikprojekt zum Europäischen Tag der Musiktherapie

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Ende des vergangenen Jahres machte ich gemeinsam mit David Aldridge Pläne, was wir zum Europäischen Tag der Musiktherapie 2020 beitragen könnten, und wie er uns helfen könnte, unsere Arbeit abzusichern, bekannter zu machen und so auch die berufspolitischen Bestrebungen der DMtG unterstützen würde. Wir dachten an ein großes öffentliches Projekt!

Hier ist die Geschichte dazu:

Was wir beide nicht wussten: Plötzlich und unerwartet wurde David schwer krank und verstarb nach kurzer Zeit im März 2020 (Nachruf). Der geschmiedete Plan war aber gefasst und ich war entschlossen, ihn mit den Kolleginnen und Kollegen des Nordoff/Robbins Zentrums umzusetzen.

David sagte einmal im Hinblick auf wissenschaftliches Arbeiten:

„Keine Planung ist so gut, dass sie der Prüfung durch die Praxis standhält.“

Diese Praxisprüfung überrollte uns dann in Form der Corona-Pandemie und dem ersten Lockdown Ende März. Schon damals war absehbar, dass eine große öffentliche Veranstaltung im November nicht sicher plan- oder durchführbar sein würde. Die Zeit, die sich plötzlich ergab, nutzte ich, um nach anderen Projekten zu suchen, die wir immer gemeinsam erdacht oder erträumt, aber nie umgesetzt haben.

Ein solches Projekt war die Produktion eines Charity-Songs, der die Musiktherapie abbilden, unsere Förderer zusammenführen und möglicherweise sogar Geld für unsere Arbeit generieren könnte; denn nach wie vor  müssen wir das gesamte Budget des Nordoff/Robbins Zentrums Witten aus Spenden und Stiftungszuwendungen erwirtschaften.

Ganz in Davids und meinem Sinne plante ich ein europäisches Projekt mit Sängerinnen aus aller Herren (und Frauen) Länder, die gemeinsam einen Song für die Musiktherapie aufnehmen und veröffentlichen sollten. Im April fing ich an, unser bestehendes Netzwerk „abzuklopfen“ und nach Bereitschaft zur Mitwirkung zu fragen. Es ließ sich gut an, und ich begann, mit meinem alten Freund Kiko Masbaum eine Produktion aufzusetzen. Kiko ist ein erfolgreicher Musikproduzent, hat mit Roger Cicero, Unheilig und vielen aktuellen Künstler.innen gearbeitet, einen Echo gewonnen – und war bereit, seine Zeit für dieses Projekt zur Verfügung zu stellen.
Der Produktions-Ablauf wurde durch die Corona Pandemie so sehr gestört, dass wir nicht mit den Stars arbeiten konnten, die uns zugesagt hatten. Inzwischen hatten wir mit WestLotto sogar einen Förderer gefunden, der unsere Idee mitgetragen hat und die Sachkosten für die Produktion übernehmen wollte. Wir hatten einen tollen Song und mussten wieder alles umdenken. Gut, dass wir flexibel sind!

Als sich der erneute Teil-Lockdown ankündigte, war eine Entscheidung zu treffen: beenden wir das Projekt so gut es geht oder verschieben wir es in das nächste Jahr. Anders als ein Wein wird ein fertiger Song aber nicht besser, wenn er gelagert wird. Also entschieden wir uns für die Umsetzung, suchten Partner, die uns bei der Publikation helfen würden, sprachen die EMTC an und waren überrascht von der Begeisterung, die unsere Idee auslöste. David hätte seine Freude daran gehabt, ein so grenzüberschreitendes Projekt umzusetzen!

Aus meiner Zusammenarbeit mit der Andreas Tobias Kind Stiftung kannte ich den renommierten Dokumentarfilmer Stefan Gieren (u.a. Oskar-Nominierung und Gewinner der Goldenen Lola). Ich bat ihn, ein Video zur Musiktherapie aus dem bereits vorhandenem Material zu schneiden, das er für die Stiftung gedreht hatte – denn ein neuer Dreh war nicht mehr möglich. Vielen Dank an dieser Stelle an die Andreas Tobias Kind Stiftung für die Kooperationsbereitschaft, an alle Eltern der im Video beteiligten Kinder, sowie an Musiktherapeut Jan Sonntag. Ohne sie wäre dieses Projekt nicht zu realisieren gewesen. Der Charity-Song Reach out your Hand, interpretiert von der Sängerin Paula Be, erlebt nun zum Europäischen Tag der Musiktherapie seine Premiere.

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Unser Ziel war es, eine breite Öffentlichkeit zu erreichen, zu informieren und zum Handeln zu bewegen. Diese Bewegung wird unsere politischen Bemühungen unterstützen. Das hofft auch der Vorstand der DMTG, dem ich die Idee eines Projekt aus dem Nordoff/Robbins Zentrums auf unserer Klausur-Tagung im Januar vorstellte, um mögliche Interessenkonflikte anzusprechen und auszuräumen. Auch hier erlebte ich eine so einmütige Unterstützung, dass wir nun alle gemeinsam für die Musiktherapie loslaufen konnten, um eine Awareness zu schaffen, die uns hilft….

Wir hoffen, dass uns dies gelingt, indem wir den Song zunächst auf Facebook teilen und hoffentlich viele Menschen das Video so begeistert, dass sie es teilen und die Weiterverbreitung befeuern. Dass die Resonanz in der Presse schon heute so groß ist, hatten weder ich noch die Beteiligten erwartet.

Das Video haben wir übrigens gleich zweisprachig betextet (vielen Dank an Melanie Voigt) und in einer englischen Version allen Verbänden der EMTC für ihre Arbeit zur Verfügung gestellt. Schon jetzt weiß ich aus den Reaktionen, dass dieser Impuls aus Witten von vielen Kolleg.innen in Europa sehr geschätzt wird. Ich erwarte aber auch kritische Stimmen zu unserem Tun. Sei’s drum.

Es war ein tolles Projekt, es IST ein tolles Projekt. Es würdigt aus meiner Sicht auch Davids Wirken in besonderer Weise und trägt über die Spendenaufrufe hoffentlich dazu bei, dass wir auch im kommenden Jahr weiter so frei tätig sein können wie bisher und Impulse, wie das Expertensymposium für Künstlerische Therapien, nicht nur denken, sondern auch umsetzen können.

Dies ist notwendigerweise ein Projekt des Nordoff/Robbins Zentrums Witten, und ich bin froh zu erleben, wie viele Menschen bereitwillig unterstützend tätig waren. Menschen zusammenzubringen, Grenzen zu überwinden ist nicht nur eine Chance der Musik(therapie), es ist zugleich Aufgabe und Verpflichtung.

Ich danke allen Kolleginnen und Kollegen im Nordoff/Robbins Zentrum und außerhalb, die zum Gelingen beigetragen haben. Besonders erwähnen möchte ich noch meinen Kollegen und Freund Jochen Holtrup, der die gesamte technische Umsetzung mit dem Video Streaming, Facebook-Upload für Kooperationspartner, Spendenlisting bei Google usw. ungesetzt hat und natürlich die Sängerin Paula Be, die nun ihr Debüt mit dieser Single erlebt.

There is more to come!

Viel Spaß beim Hören, Lesen, Teilen und Kommentieren!

Header-Grafik: European Music Therapy Day 2020

Lutz Neugebauer

Lutz Neugebauer

Prof. Dr. Lutz Neugebauer, Dipl. Musiktherapeut, appr. Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut. Musikstudium an der Musikhochschule Aachen, dann Musiktherapie-Studium am Nordoff/Robbins Centre der City University London. Von 1988 -2005 leitete er zusammen mit einer Kollegin das Institutes für Musiktherapie der Universität Witten/Herdecke. 2005 gründete er gemeinsam mit D. Aldridge das Nordoff/Robbins Zentrum Witten (www.nordoff-robbins.org), in dem er seitdem tätig ist. Ehrenamt: Vorstandsvorsitz der DMtG, Beirat der Andreas-Tobias-Kind-Stiftung.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Ulrike Haffa-Schmidt

    Da ist euch ein Ohrwurm geglückt, den ich seit drei Tagen vor mich hinsumme. Viel Erfolg beim Spendensammeln und hoffentlich weiteren Projekten.

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