Ehrenamt im Dienste der Musiktherapie und des Zuhörens – Volker Bernius erhält das Bundesverdienstkreuz. Von Lutz Neugebauer, Vorstand DMTG

Ehrenamt im Dienste der Musiktherapie: Volker Bernius erhält Bundesverdienstkreuz

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Ehrenamt im Dienste der Musiktherapie und des Zuhörens – Volker Bernius erhält das Bundesverdienstkreuz

Als im vergangenen Sommer die mediale Resonanz rund um den 16. Europäischen Musiktherapiekongress in Hamburg (#emtc2025) kaum noch zu überblicken war – über 500 Artikel, zahlreiche Radio- und Fernsehbeiträge, eine rechnerische Reichweite von mehr als 60 Millionen Menschen – war vielen Beteiligten klar: Hinter dieser außergewöhnlichen Präsenz steht nicht nur ein gutes Presseteam, sondern vor allem ein Mensch, der Öffentlichkeitsarbeit als Haltung versteht – Volker Bernius.

Mit klarem Blick, strategischem Denken und viel Geduld hat er dafür gesorgt, dass Musiktherapie in der Öffentlichkeit nicht nur vorkommt, sondern verstanden wird: als ernstzunehmender Bestandteil eines modernen Gesundheitswesens, als künstlerische und therapeutische Praxis mit wissenschaftlichem Fundament – und als gesellschaftliche Ressource.

Dass diese Sichtweise heute immer selbstverständlicher wird, ist auch seiner Arbeit zu verdanken.

Über Jahrzehnte hat Volker Bernius dafür gesorgt, dass Musiktherapie nicht nur als therapeutische Methode wahrgenommen wird, sondern als Teil einer kulturellen Infrastruktur, die das Gemeinwohl stärkt. Ob in gesundheitspolitischen Diskussionen, in wissenschaftlichen Gremien oder im journalistischen Diskurs – er hat die Verbindung zwischen Musik, Gesundheit und Gesellschaft immer wieder neu formuliert und mit Leben gefüllt.

Nun wurde dieses jahrzehntelange Engagement mit einer der höchsten Auszeichnungen gewürdigt, die Deutschland zu vergeben hat: Am 18. September 2025 erhielt Volker Bernius das Bundesverdienstkreuz am Bande. Überreicht wurde die Ehrung in der Wiesbadener Staatskanzlei durch Katrin Hechler, Staatssekretärin des Hessischen Sozialministeriums, im Namen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Ein Weg mit nachhaltiger Wirkung

Die Deutsche Musiktherapeutische Gesellschaft gratuliert ihrem langjährigen Weggefährten, ehemaligen Chefredakteur der Musiktherapeutischen Umschau, Mit- Herausgeber der Buchreihe „Praxis der Musiktherapie“ und heutigem Vorstandsmitglied, sehr herzlich.

Ehrenamt im Dienste der Musiktherapie und des Zuhörens – Volker Bernius erhält das Bundesverdienstkreuz. Von Lutz Neugebauer, Vorstand DMTG
Volker Bernius. Foto: Paul Müller

Kaum jemand hat die Entwicklung der deutschsprachigen Musiktherapie so kontinuierlich begleitet wie Volker Bernius. Über vier Jahrzehnte leitete er die Redaktion der Musiktherapeutischen Umschau, baute sie aus, und formte sie zu einer Plattform, auf der Wissenschaft, Praxis und Berufspolitik miteinander in Dialog treten konnten.

Parallel zu seiner hauptberuflichen Tätigkeit beim Hessischen Rundfunk engagierte sich Bernius in Projekten und Initiativen, die den Beruf Musiktherapie überhaupt erst sichtbar machten. Seine journalistische Genauigkeit verband sich mit einem tiefen Verständnis für fachliche und gesellschaftliche Prozesse – eine seltene Kombination, die der Musiktherapie in Deutschland mehr Sichtbarkeit, Profil und Anerkennung verschaffte.

„Das war vor 40 Jahren noch nicht so“

In seiner Dankesrede sprach Volker Bernius von dem Privileg, die Anfänge der Musiktherapie in Deutschland miterlebt und begleitet zu haben: „Das, was wir heute als selbstverständlich ansehen – dass es Musiktherapeutinnen und Musiktherapeuten gibt –, das war eben vor 40 Jahren noch nicht so. Menschen mit einem Beruf, der bei vielen Krankheiten helfen kann, zur Gesundung beizutragen oder die Lebensqualität zu verbessern.“

Doch er beließ es nicht bei einem Rückblick: Bernius machte deutlich, dass die berufspolitische Anerkennung noch immer aussteht. Eine gesetzliche Regelung für diesen Gesundheitsfachberuf, so seine Überzeugung, brauche es nicht vorrangig für die Therapeut:innen selbst, sondern für die Patientinnen und Patienten – um sicherzustellen, dass sie qualifizierten Fachkräften begegnen.

„Zuhören ist nicht nur eine musiktherapeutische, sondern auch eine gesellschaftliche Kompetenz“

Neben der Musiktherapie liegt Volker Bernius ein zweites Thema am Herzen: das Zuhören.

Als Mitbegründer und langjähriger Motor der Stiftung Zuhören hat er entscheidend dazu beigetragen, das Zuhören als soziale, kommunikative und kulturelle Fähigkeit zu etablieren.

Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Rundfunk, Bildung und Pädagogik entwickelte er Programme, die das Zuhören fördern – vom Kindergarten bis zur Demenzpflege. Projekte wie „Lilo Lausch“, Hörclubs in Schulen oder Klangkonzepte für Menschen mit Demenz zeigen, wie Zuhören Lebensqualität stiften und gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen kann.

„Zuhören entsteht nicht von selbst. Es ist ein lebenslanger Prozess – und eine zentrale Fähigkeit für die Kommunikation in einer demokratischen Gesellschaft.“

sagt Bernius.

Netzwerker, Planer, strategischer Umsetzer

In der Laudatio, die ich als Vorsitzender der Deutschen Musiktherapeutischen Gesellschaft halten durfte, beschrieb ich Volker Bernius als „Netzwerker, Zuhörer, Planer und strategischen Umsetzer“.

Er hat die Musiktherapie nicht nur begleitet, sondern sie „mit dem Außenblick immer wieder darauf aufmerksam gemacht, was jetzt zu tun sei“. Damit hat er entscheidend dazu beigetragen, dass die Musiktherapie heute nicht nur in zentralen nationalen Initiativen verankert ist – von der Bundesinitiative Musik und Demenz bis zur Präsenz im Deutschen Musikrat und der „Resolution Musik und Gesundheit“, sondern auch die Ebene der EU mitdenkt und sich entsprechende vernetzt.

Darüber hinaus hat Volker Bernius immer die gesellschaftliche Dimension des Faches im Blick gehabt – und dafür gesorgt, dass Musiktherapie auch politisch gehört wird. Mit seinem journalistischen Ethos, seinem Anspruch an journalistische Qualität und seine Fähigkeit, Netzwerke zu schaffen, hat er die DMTG geprägt und ihr zu einer politischen Wahrnehmung verholfen.

Wer ihn kennt, weiß: Es liegt Volker Bernius fern, im Mittelpunkt zu stehen.

Ehrenamt im Dienste der Musiktherapie und des Zuhörens – Volker Bernius erhält das Bundesverdienstkreuz. Von Lutz Neugebauer, Vorstand DMTG
Volker Bernius, Katrin Hechler. Foto: Paul Müller

Er selbst sagte:

„Meine ganze Arbeit ist immer nur mit anderen zusammen möglich gewesen – in ganz unterschiedlichen Teams mit vielen Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern. Neue Ideen und Projekte sind nie das Werk eines Einzelnen.“

Tatsächlich hat Volker Bernius mit allen Vorständen der Deutschen Gesellschaft für Musiktherapie und nach der Verschmelzung mit allen Vorständen der Deutschen Musiktherapeutischen Gesellschaft zusammengearbeitet. Seine Haltung muss man als beispielhaft bezeichnen: kooperativ und getragen von der Überzeugung, dass nachhaltige Entwicklungen nur gemeinsam gelingen.

„Machen Sie bitte weiter“

ermutigte Staatssekretärin Katrin Hechler am Ende der Feierstunde in der Wiesbadener Staatskanzlei – und wer Volker Bernius kennt, weiß, dass er das tun wird.

Denn es gibt noch viel zu tun: in der berufspolitischen Anerkennung der Musiktherapie, in der wissenschaftlichen Fundierung ihrer Wirkung, in der Verankerung von Kultur und Gesundheit als gesellschaftlichem Leitgedanken.

Wir hoffen, dass er all dies mit ruhiger Stimme, präzisen Gedanken und großer Beharrlichkeit weiter voranbringen wird und schließen mit einem Satz, der ihn vielleicht ganz gut beschreibt:

Er hört zu, denkt weiter und bringt Dinge in Bewegung.

Vielen Dank und herzlichen Glückwunsch!

Lutz

Headerfoto: v.l. Monika Nöcker-Ribaupierre; Peter Hoffmann; Katrin Hechler; Volker Bernius; Beatrix Evers-Grewe; Lutz Neugebauer; Elka Aurora. Foto: Paul Müller 

Bild von Lutz Neugebauer

Lutz Neugebauer

Prof. Dr. Lutz Neugebauer, Dipl. Musiktherapeut, appr. Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut. Musikstudium an der Musikhochschule Aachen, dann Musiktherapie-Studium am Nordoff/Robbins Centre der City University London. Von 1988 bis 2005 leitete er zusammen mit einer Kollegin das Institut für Musiktherapie der Universität Witten/Herdecke. 2005 gründete er gemeinsam mit David Aldridge das Nordoff/Robbins Zentrum Witten (www.nordoff-robbins.org), in dem er seither tätig ist. Ehrenamt: Vorstandsvorsitz der DMtG, Beirat der Andreas-Tobias-Kind-Stiftung.

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