13. European Music Therapy Conference, Hamburg, 23.-27. July 2025 #emtc2025

EMTC2025 “Bridges”. Fünf Fragen an das wissen­schaftliche Komitee

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Bei der 13. Europäischen Musiktherapiekonferenz (#emtc2025) wird sich vom 23. bis 27. Juli 2025 die internationale Musiktherapie-Community in Hamburg treffen. Der Titel der Konferenz lautet „Bridges“. Bettina Eichmanns hat für die Blog-Redaktion den beiden Vorsitzenden des wissenschaftlichen Komitees, Prof. Dr. Gitta Strehlow von der Hochschule für Musik und Theater Hamburg (HfMT), und Prof. Dr. Anne-Katrin Jordan von der Medical School Hamburg (MSH), fünf Fragen gestellt, um mehr über die wissenschaftliche Ausrichtung des Kongresses zu erfahren.

Welche für die Musiktherapie wichtigen aktuellen Entwicklungen sind in die inhaltliche Planung der Konferenz eingeflossen?

Es ist sehr wichtig, die Historie der Europäischen Musiktherapie-Konferenzen weiterzuführen, die nun nach Stationen in zehn verschiedenen europäischen Ländern seit 1992 zum ersten Mal in Deutschland stattfindet. Ein Ziel der Veranstaltung ist die Stärkung von Musiktherapie in der Gesellschaft. In den letzten Jahren ist ein Trend erkennbar, der die Rolle der Künste in der Gesundheitsförderung (siehe WHO-Report 2019) immer mehr ins Blickfeld rückt – bei der Politik, in der Medizin und bei den Nutzern (also bei uns allen). Wir möchten in diesem Zusammenhang die Öffentlichkeit dafür sensibilisieren, dass der Einsatz von Musik im Gesundheits- oder im Sozialwesen nicht gleichzusetzen ist mit gezielter Musiktherapie durch ausgebildete Musiktherapeut:innen.

Deshalb stellen wir uns mit der EMTC 2025 der Herausforderung, über die Musiktherapie-Community hinaus zu einem tieferen Verständnis für unsere Disziplin beizutragen. Wir wollen insbesondere ein differenzierteres Bewusstsein schaffen für die Notwendigkeit ausreichender Behandlungsbedingungen (neben technischer Ausstattung vor allem durch den Einsatz qualifizierter Musiktherapeut:innen) im Sinne des Patient:innen-Schutzes.

Neben der Vielfalt der Themen, die sich diesen aktuellen Perspektiven aus verschiedensten Richtungen nähern, war uns eine Diversität der Keynote-Referent:innen sowie eine möglichst breite Verteilung innerhalb Europas wichtig, um der internationalen Trägerschaft des Kongresses gerecht zu werden. Außerdem werden bei der Zusammenstellung der Keynote-Referent:innen Wissenschaftler:innen wie Praktiker:innen gefördert, die zwar ausgezeichnete Publikationen verfassten haben, aber bisher noch nicht als Keynote-Referent:innen eingeladen wurden.

Zur Eröffnung wird dementsprechend ein weiter Bogen gespannt, in dem ein “Umbrella Review” für die Künstlerischen Therapien vorgestellt wird. Musiktherapie wird im Umkreis der Wirkfaktoren der künstlerischen Therapien insgesamt untersucht.

Die Konferenz trägt den Titel „Bridges“. Was hat Sie dazu motiviert, diesen Titel zu wählen?

Mit dem Motto wollen wir gegensätzliche Sichtweisen in den Dialog, unterschiedliche Interessen in die Diskussion und benachbarte Disziplinen in die Interaktion bringen. Deshalb laden wir Studierende, Forschende und Praktiker:innen aus unterschiedlichen musiktherapeutischen Perspektiven und aus anderen Disziplinen zu einem lebendigen und inspirierenden Austausch ein.

Musik ist ein Medium, das verbindet, Kontakt herstellt, Unterschiede vermittelt, Begegnung ermöglicht oder Getrenntes verbindet. Brücken spielen auch in vielen Genres der populären Musik eine Rolle: Die Bridge als solche kann eine eigene ästhetische Struktur darstellen und einen spannenden Kontrast in die Musik bringen.

In der Musiktherapie setzen wir Musik in vielfältiger Weise ein. Musik dient als Brücke zur inneren Welt der Gefühle und der Erinnerungen, als Brücke zu nonverbalen Klienten mit Bewusstseins- oder Intellektstörungen, oder als Brücke zur Überwindung kultureller Grenzen.

Neben den üblichen Vortragsformaten Vortrag, Roundtable, Symposium und Poster haben Sie das „Bridges“-Format eingeführt. Können Sie es uns beschreiben?

Die „Bridges“-Beiträge sind interdisziplinär ausgerichtet. Sie dürfen von 55 Minuten bis 90 Minuten dauern und können ganz frei gestaltet werden. Entweder durch spezielle Diskussionsformate oder durch die Einladung von Kolleg:innen aus anderen Disziplinen. Dies ist bei den Keynotes schon Praxis gewesen, aber wir wollten diese Brücke der interdisziplinären Ausrichtung auf alle Vortragsformate ausdehnen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist aus unserem klinischen Alltag nicht wegzudenken, deshalb ist der Dialog zwischen Musiktherapeut:innen und benachbarten Disziplinen auch auf der Ebene einer internationalen Konferenz ein wichtiger Fokus.

Wie sind Sie bei der Zusammenstellung des Scientific Committees vorgegangen?

Zu jedem Land, dessen Berufsverband Mitglied der European Music Therapy Confederation (EMTC) ist, gibt es ein:en Country Representative (CR). Über das EMTC Board haben wir alle CRs kontaktiert und nach Vorschlägen für das Scientific Committee gefragt. Dabei sollten die Schwerpunkte und die Erfahrung mit Konferenzen angegeben werden. Aus manchen Ländern gab es sehr viele Vorschläge, andere haben sich nicht zurückgemeldet. Trotzdem konnten wir eine heterogene Gruppe zusammenstellen. Die Komitee-Mitglieder kommen aus 13 Ländern und setzen sich sowohl aus Forscher:innen als auch aus Praktiker:innen zusammen, worauf wir viel Wert gelegt haben.

Können Sie schon etwas zu den Keynotes verraten?

Neben den Beiträgen, die bis Mitte September von den europäischen Kolleg:innen eingereicht (Zum “Call for Abstracts” geht es hier. Abgabefrist: 15. September 2024!) und vom internationalen Scientific Committee beurteilt werden, haben wir ein vielfältiges Keynote-Programm zusammengestellt.

Gemeinsam mit Expert:innen wurden folgende drei für die Musiktherapie Community relevanten Themenbereiche identifiziert: (1) Musiktherapie und Psychotherapieforschung, (2) Musiktherapie in der Gesellschaft und (3) Medizin und Musikpsychologie für die Musiktherapie. Umrahmt werden die Keynotes mit einer improvisierten Brückenmusik.

Für jeden Keynote-Block von 90 Minuten sind drei Referent:innen eingeladen. Eine Person, die nicht aus der Musiktherapie kommt und zwei Musiktherapeut:innen die eine Brücke zum Thema herstellen und Erkenntnisse aus der musiktherapeutischen Perspektive vorstellen.

Die Psychotherapieforschung mit Blick auf die therapeutische Allianz, sowie allgemeine und spezifische Wirkfaktoren werden verknüpft mit musiktherapeutischer Gruppen- und Einzeltherapieforschung. Der zweite Themenbereich greift das Thema der multiplen Genderidentitäten auf. Der dritte Themenbereich widmet sich dem in den letzten Jahren stark wachsenden Interesse der Anwendung von Musiktherapie in der somatischen Medizin sowie der Bedeutung der Erkenntnisse aus der Musikpsychologie für die Musiktherapie.

Mit insgesamt zehn Keynote-Brückenvorträgen wird ein breites Spektrum von aktuellen musiktherapeutischen Themen abgebildet, mit der die gesundheitspolitische und gesellschaftliche Relevanz verdeutlicht, und neue Forschungsimpulse in der Musiktherapie angestoßen werden.

Prof. Dr. Gitta Strehlow, Prof. Dr. Anne-Katrin Jordan, wir danken ganz herzlich für Ihre Antworten!

Links

Offizielle Webseite der 13. European Music Therapy Conference (EMTC 2025) – www.emtc2025.de

+++ Der Call for abstracts ist noch offen bis zum 15. September 2024 +++

European Music Therapy Conferation (EMTC) – emtc-eu.com

Hochschule für Musik und Theater Hamburg (HfMT) Master Musiktherapie – www.hfmt-hamburg.de

Medical School Hamburg (MSH) Campus Arts and Social Change – www.arts-and-social-change.de

 

EMTC2025 “Bridges”. Five Questions to the Scientific Committee

From 23rd to 27th July 2025, the international music therapy community will meet in Hamburg at the 13th European Music Therapy Conference (#emtc2025). The title of the conference is “Bridges”. Bettina Eichmanns and the blog editorial team interviewed the two chairs of the scientific committee, Prof. Dr. Gitta Strehlow from the Hamburg University of Music and Theatre (HfMT) and Prof. Dr. Anne-Katrin Jordan from the Medical School Hamburg (MSH), to find out more about the scientific focus of the conference.

What current developments in music therapy will the conference focus on?

It is very important to bear in mind the long history of the European Music Therapy Conferences. Since 1992, the EMTC has organized twelve conferences in ten different European countries. This is the first time the conference will be held in Germany. An important goal of the event is to strengthen music therapy in our society. In recent years, there has been a noticeable trend towards increasing awareness of the potential of the arts in promoting health (see WHO Report 2019) – among politicians, in medicine and among users (i.e. all of us). In this context, we would like to sensitize the public to the fact that the use of music in health or social care is not the same as a targeted music therapy intervention by trained music therapists.

EMTC2025 is taking on the challenge of contributing to a deeper understanding of our discipline among specialists from adjacent fields, and among the general public. We want to create awareness of the need for sufficient treatment conditions (not only in terms of technical equipment, but above all by employing only qualified music therapists), in order to protect the patients who are entrusted to us.

In addition to the variety of thematic clusters that will address these current developments from different perspectives, we wanted to involve a diverse range of keynote speakers, from as many countries as possible across Europe, to reflect the international orientation of the congress. Our choice of keynote speakers aims to provide opportunities to academics and practitioners who have written excellent publications, but have not yet been given this role in the past.

Accordingly, at the opening ceremony, we will present a unique “umbrella review” for artistic therapies. Music therapy will be examined in the context of the impact factors of the arts therapies as a whole.

The conference is entitled “Bridges”. What motivated you to choose this title?

With this motto, we want to bring contrasting perspectives into dialogue, different interests into discussion, and adjacent disciplines into interaction. We therefore invite students, researchers and practitioners from different areas of music therapy, and from other disciplines, to enter into a lively and inspiring exchange.

Music is a medium that communicates, establishes contact, mediates differences, enables encounters, and unites. Bridges also play a role in many genres of popular music: the bridge as such can have an aesthetic structure of its own, and thus enrich the musical composition with exciting, contrasting structures.

In music therapy, we use music in a variety of ways. Music serves as a bridge to our inner world of feelings and memories, as a bridge to non-verbal clients with disorders of consciousness or intellect, or as a bridge to overcome cultural boundaries.

In addition to the lecture, roundtable, symposium and poster formats, you have introduced the “Bridges” format. Can you describe it for us?

The “Bridges” contributions are interdisciplinary, of a duration ranging from 55 minutes to 90 minutes. Their structure is quite flexible: they can be organized as discussions on a particular topic, or by inviting colleagues from other disciplines. This has already been the case for the keynotes in the past, but we wanted to extend this bridge of interdisciplinary exchange to all lecture formats. Interdisciplinary collaboration is an integral part of our everyday clinical practice, and therefore the exchange between music therapists and neighbouring disciplines must play a central role in the conference programme.

What was your strategy in putting together the Scientific Committee?

There is a Country Representative (CR) for each EMTC member country. In the EMTC, the professional associations are members, not the countries directly. We contacted all CRs via the EMTC Board and asked for suggestions for the Scientific Committee, based their professional experience and their track record of past conference participations. There were many suggestions from some countries, others did not respond. Nevertheless, we were able to put together a heterogeneous group. The members of the committee are made up of both researchers and practitioners, which was very important to us.

Can you already tell us something about the keynotes?

In addition to contributions submitted by European colleagues (click here for the “Call for Abstracts”, submission deadline: September 15, 2024!) that will be evaluated by the international Scientific Committee, we have put together an exciting and diverse keynote program.

Together with a group of experts, the following three topics were identified as particularly relevant to the music therapy community: (1) music therapy and psychotherapy research, (2) music therapy in society and (3) medicine and music psychology for music therapy. The keynotes will be accompanied by improvised “bridge” music.

Three speakers will be invited to fill each 90-minute keynote block. One non-music therapist and two music therapists will approach – or better “build a bridge to” – a topic from their professional perspectives.

One thematic focus will be psychotherapy research with regard to the therapeutic alliance, as well as general and specific efficacy factors that will be connected to music therapy group and individual therapy research. The second thematic area addresses the issue of multiple gender identities. The third area is dedicated to the growing interest in the application of music therapy in somatic medicine, and to the impact of findings from music psychology on music therapy.

A total of ten keynote lectures will embrace a broad spectrum of current music therapy topics. They will highlight the relevance of music therapy to health policy and society, and provide new impulses for research.

Prof. Dr. Gitta Strehlow, Prof. Dr. Anne-Katrin Jordan, thank you both very much for your answers!

Links

Official conference website (EMTC 2025) – www.emtc2025.de

+++ The Call for Abstracts is open until 15th September 2024! +++

European Music Therapy Conferation (EMTC) – emtc-eu.com

University for Music and Theatre Hamburg (HfMT) Institute for Music Therapy – www.hfmt-hamburg.de

Medical School Hamburg (MSH) Campus Arts and Social Change – www.arts-and-social-change.de

 

 

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Bettina Eichmanns

Musiktherapeutin (DMTG, AIM), Musik­wissen­schaft­lerin, zertifizierte Seminarleiterin für Benenzon-Musiktherapie, freie Dozentin. Klinischer und Forschungs-Schwerpunkt: Einzel- und Gruppentherapie in den Bereichen Wachkoma und Gerontopsychiatrie. Musiktherapeutin in der Abteilung für Personen im Wachkoma der Fondazione Don Gnocchi Mailand.

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