Filmrezension Musikfilme aus musiktherapeutischer Sicht vonHaffa-Schmidt Back

Die zwei von der Filmstelle:
“Music for Black Pigeons”

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Wenn die beiden Musiktherapeutinnen Christine Back und Ulrike Haffa-Schmidt in Nürnberg ins Kino gehen, setzen sie ab und zu ihre Musiktherapeutenbrille auf. Dabei entdecken sie immer wieder interessante Berührungspunkte zu ihrem Berufsfeld.

Music for Black Pigeons

  • Kinostart: 21. September 2023
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Dauer: 92 Minuten
  • Autor und Regie: Jørgen Leth, Andreas Koefoed
  • U.a. mit: Jakob Bro (Gitarre), Lee Konitz (Saxofon), Bill Frisell (Gitarre), Midori Takada (Percussion), Thomas Morgan (Bass), Andrew Cyrille (Schlagzeug)
  • Genre: Musikfilm, Dokumentarfilm
  • Produktionsland: Dänemark

Aufeinander zugehen

„Na, den Film müssen wir im Musiktherapie-Blog besprechen.“ Das war die einhellige Meinung von Ulli und mir, als wir “Music for Black Pigeons” Anfang des Jahres in einer Preview Veranstaltung (mit anschließender Live-music – natürlich Jazz) in unserem Nürnberger Filmkunsttheater Casablanca gesehen hatten.

Der Inhalt ist schnell erzählt. Gezeigt werden hervorragende Jazzmusiker mit ihren individuellen Gedanken zu Musik. Und natürlich sind sie auch zu hören, einzeln und gemeinsam bei Studio Sessions oder live-Auftritten. Gedreht war der Film nicht so schnell. Die beiden Regisseure haben sich gute vierzehn Jahre dafür Zeit gelassen. In dieser Zeit ist das Filmteam dem dänischen Komponisten und Gitarristen Jakob Bro durch Nordamerika, Europa und Japan gefolgt und hat seine musikalischen Begegnungen mit den verschiedenen Musikern aufgenommen.

Herausgekommen ist ein kleines Juwel für alle, die gerne Musik hören und sich an Musik erfreuen, die selbst musizieren oder die sonst irgendwie mit Musik zu tun haben, also auch für uns Musiktherapeut*innen. Im Film werden Fragen zu Musik gestellt, die philosophisch, fast schon spirituell sind, aber auch den Alltag von Musikerinnen und Musikern in den Blick nehmen. Die Antworten fächern sich ähnlich breit auf zwischen lässigen, unprätentiösen Geständnissen und tiefgründigen Lebensweisheiten, bis hin zu Szenen von Sprachlosigkeit, in denen darum gerungen wird, dass zu verbalisieren, was in der Musik und beim Musizieren erlebt wird, oder was in diesem besonderen Raum des Aufeinandereingehens, des Miteinander-Spielens und Zuhörens passiert. Und es gibt im Film wirklich sehr schöne Musikaufnahmen, in denen man schwelgen und versinken kann.

Für uns beide ist der Film ein Wohlfühlmoment gewesen und gleichzeitig auch sehr inspirierend. Bei der musiktherapeutischen Arbeit braucht es von unserer Seite eine Portion Leidenschaft für unser Medium, damit wir die Patienten und Patientinnen mit ins Boot holen für die Fahrt durch die unbekannten Gewässer der psychischen Themen und der Musiktherapie. Und da tut es ab und zu gut, sich der eigenen Musikbegeisterung zu vergewissern. Dafür ist der Film “Music for black pigeons” sehr gut geeignet. Am 21. September läuft er in den Kinos an. Also, geht rein und gönnt euch die 90 Minuten Magie von Hinhören, von sich Entdecken und dem Sein in der Musik.

Fazit: Sehens- und hörenswert.

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„Auf der Adamant“, ein französischer Dokumentarfilm über eine schwimmende Tagesklinik auf der Seine, als Teil eines Netzwerks psychiatrischer Kliniken in Paris, wo für Patient*innen Gespräche und Workshops angeboten werden, und viel mit kreativen Therapien gearbeitet wird – und eben auch mit Musik.

Picture of Christine Back

Christine Back

Christine Back ist Musiktherapeutin, Lehrmusiktherapeutin (DMtG), Heilpraktiker für Psychotherapie nach dem Heilpraktikergesetz (HPG). Tätigkeit in der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Martha-Maria-Krankenhaus Nürnberg, div. Lehrtätigkeit, selbständige Musikerin und Komponistin.

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