Szene aus dem Film Der Klang der Stimme von Bernhard Weber

‘Der Klang der Stimme’ – ein sehr wertvoller Dokumentarfilm

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Bereits 2018 erschienen, fasziniert mich der Film immer wieder neu, wenn ich ihn in meiner Arbeit als Musikpädagogin mit Jugendlichen anschaue und bespreche.

Es ist ein mehrfach ausgezeichneter Dokumentarfilm, der laut Booklet von „vier Menschen erzählt, die auf ganz unterschiedliche Weise die Grenzen und Qualitäten der menschlichen Stimme neu ausloten.“

Ich sehe den Film als außerordentlich wertvoll sowohl in der musikpädagogischen Arbeit als auch in der Musiktherapie an. Unsere Stimme ist unser persönlichstes Ausdrucksmittel, das zutiefst mit unserem Wesen verbunden ist. Und sie ist eines unserer wichtigsten Arbeitsmittel im musiktherapeutischen Setting: als Kommunikationsmittel, als körpereigenes Musikinstrument und als diagnostisches Instrument.

Die vier Musiker, von denen der Film hauptsächlich handelt, sind

  • Andreas Schaerer, Stimmkünstler, Stimmakrobat und Jazzmusiker, der viele Möglichkeiten der Klangerzeugung auf faszinierende Weise ausprobiert und auf spielerische leichtfüßige Art zeigt wie gemeinsames Singen und Improvisieren, eine tief gehende Kommunikation zwischen Menschen aus verschiedenen Kulturen trotz Sprachbarrieren möglich ist.
  • Regula Mühlemann, eine junge aufstrebende, vielfach ausgezeichnete Schweizer Sopranistin erlebt man als Lernende beim Ausloten ihres Klangs der eigenen Stimme, sieht sie bei der Arbeit für eine CD-Einspielung und erlebt mit, welche Herausforderung das bedeutet. Sehr schön die äußerst empathische Führung und Unterstützung durch den Dirigenten!
  • Miriam Helle versucht als Stimmtherapeutin Menschen zu ihrem eigenen authentischen Klang zu führen.
  • Dr. Matthias Echternach, professioneller Tenor und Phoniater an der LMU München, ist in der Forschung tätig und interessiert sich besonders für die Entstehung des Klanges und die Physiologie der Stimme, die keineswegs voll entschlüsselt ist und die Forscher vor viele Rätsel stellt.
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In lockerer Abfolge werden die Szenen mit den verschiedenen Künstlern aneinandergereiht. Manchmal sind für meinen Geschmack die Wechsel der Schnitte etwas zu häufig, aber insgesamt ist es ein sehr beeindruckender Film. Hier geht es nicht um physiologische Erklärungen wie unser Stimmapparat funktioniert, sondern eher um die stimmliche Vielfalt und die Wirkung der Stimme.

Die Möglichkeiten der eigenen Stimme zu entdecken und auszutesten ist für viele Menschen aus verschiedenen Gründen mit Scham verbunden. Das Öffnen des präverbalen Raumes kommt einer scheinbaren Regression gleich. Aber genau dieses „sich dafür öffnen“, der unmittelbare Ausdruck, das Wiederfinden der Vielgestaltigkeit des stimmlichen Ausdrucks, die mit dem Erwerb der Sprache teilweise verloren geht, wird in dem Film so lustvoll ausagiert, dass es ansteckend wirkt.

Wenn ich meine Schüler nach dem Film fröhlich lärmend und ihre eigenen Stimmqualitäten ausprobierend im Schulhaus höre, dann denke ich, dass sich das Anschauen des Films wirklich gelohnt hat.

Originaltitel: Der Klang der Stimme, Dokumentarfilm, DE/IT/JP/CH 2018, 82 Minuten. Regie: Bernard Weber. Schauspieler/Darsteller: Regula Mühlemann, Miriam Helle, Andreas Schaere u.a. FILMVERLEIH: MINDJAZZ PICTURES. KINOSTART (DE): 01.11.2018. 

Der Klang der Stimme Dokumentarfilm von Bernard Weber Filmplakat
Picture of Friederike Hälbich-Graf

Friederike Hälbich-Graf

Friederike Hälbich-Graf hat Querflöte in Berlin an der UdK und in Zürich bis zum Konzertdiplom, und nach langjähriger Tätigkeit an einer Musikschule Musiktherapie an der Universität in Augsburg studiert. Dazu kamen Chorleiterausbildungen (Kirchenmusik, Jazz- und Popchorleitung) und ein Zertifikat für Coaching und Mediation. Sie unterrichtet an einem Gymnasium, an einer Sozialakademie und einer Fachschule für Heilpädagogik. Sie leitet Chöre und arbeitet seit 2014 in freier Praxis. www.musiktherapie-haelbich-graf.de

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