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Steckbrief Forschung.
Das ‘MESSAGE’ Konzept für Gruppen­mu­sik­therapie bei Angst- und Zwangsstörung

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MESSAGE - Entwicklung und Pilotierung eines Konzepts für Gruppenmusiktherapie bei Patient:innen mit Angst- und ZwangsstörungGib hier deine Überschrift ein

 
Keywords

Zwangsstörung, Angststörung, teilnehmende Beobachtung, Konzeptentwicklung, Erwachsenenpsychiatrie

Monika Hoog Antink, Musiktherapeutin

Es ist an der Zeit, ein musiktherapeutisches Konzept zu entwickeln, das optimal auf die Thematik Angst- und Zwangsstörung abgestimmt ist.

So widmen wir uns einer Klientel, die bisher zu wenig Aufmerksamkeit in der musiktherapeutischen Forschung erfahren hat.

Allgemeine Angaben

Projektleitung 
Monika Hoog Antink

Beteiligte Personen
Gizem Nur Yesilyurt (a), Dr. Amir-Hosseyn Yassari (a), Prof. Dr. Lena Jelinek (a), Dr. Tina Mallon (b)

Institution
(a) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

(b) Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Email
m.hoogantink@uke.de

Zeitlicher Rahmen
geplante Dauer 2024 – 2026

Rahmen der Arbeit
Klinische Studie

Form der Arbeit
Klinische Studie, Doktorarbeit

Förderung
Eigenmittel

Hintergrund

Für Patient:innen mit Angst- und Zwangsstörungen wurde seit Januar 2023 Musiktherapie als interaktionelle Gruppentherapie ins Stationskonzept der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf integriert. Patient:innen mit diesem Krankheitsbild sind häufig mit schwer zu regulierenden Ängsten oder auch wiederkehrenden, sich aufdrängenden Zwangsgedanken und -handlungen konfrontiert. Innerhalb der Angststörungen treten unter anderem Panikstörungen und soziale Phobien auf. Etwa 30% der Zwangspatient:innen und 50% der Angstpatient:innen sind nach der Behandlung nicht symptomfrei (Hoge, Oppenheimer & Simon, 2004; Ravindran & Stein, 2009), was die Lebensqualität der Patient:innen stark einschränkt. 396 Monika Hoog Antink et al. Im Bereich der Musikmedizin und rezeptiven Musiktherapie konnten erste positive Nachweise zur wirksamen Behandlung von Angst- und Zwangsstörungen erbracht werden (Abdulah, Alkahem & Piro, 2019; Shirani Bidabadi & Mehryar, 2015). Die aktive Musiktherapie im Gruppensetting ist dahingegen noch unzureichend für diese Zielgruppe erforscht und Behandlungskonzepte speziell für diese Klientel sind nach aktuellem Kenntnisstand nicht vorhanden (Castle et al., 2023). Ziel der Studie ist die Entwicklung und Pilotierung eines modularisierten musiktherapeutischen Behandlungskonzeptes für Patient:innen mit Angst- und Zwangsstörungen im stationären Setting.

FORSCHUNGSFRAGEN

  • Wie kann ein Konzept für Gruppenmusiktherapie für Patient:innen mit Angst- und Zwangsstörungen modularisiert werden?
  • Wie erleben Patient:innen mit Angst- und Zwangsstörungen die modularisierte Musiktherapie?

Methode

Im ersten Studienabschnitt (Phase 1; siehe Abbildung 1) werden das musiktherapeutische Konzept sowie das Beobachtungsprotokoll entwickelt. Die Konzeptentwicklung erfolgt anhand einer systematischen Literaturrecherche nach dem PICO-Schema. Der Fokus liegt dabei auf der Suche nach bereits existierenden musiktherapeutischen Konzepten für die Zielgruppe und Konzepten für Patient:innengruppen mit psychiatrischem Störungsbild. Anhand der Ergebnisse wird ein erster Konzeptentwurf erstellt und anschließend in zwei Expert:innenrunden vorgestellt und diskutiert. Im zweiten Studienabschnitt (Phase 2) ist die Testung und Pilotierung des Konzepts geplant. Dafür sollen jeweils sechs Patient:innen für sechs Wochen mit jeweils zwei Terminen pro Woche (insgesamt 12 Einheiten) rekrutiert werden. Während jeder gruppenmusiktherapeutischen Sitzung soll eine nicht-teilnehmende Beobachtung mittels eines standardisierten Beobachtungsprotokolls durch eine geschulte wissenschaftliche Mitarbeiterin erfolgen. Basierend auf dem Beobachtungsprotokoll der KOPAL-Studie (Marx et al., 2022) erfolgt die Anpassung des Beobachtungsprotokolls an das musiktherapeutische Setting. Insbesondere Aspekte wie die Interaktionen, emotionale Reaktionen sowie verbale Reflexionen sollen in die Beobachtung einfließen. Zur vertiefenden Analyse der Musik sowie als Ergänzung zur Bewertung der einzelnen Übungen des Konzepts ist zusätzlich eine audiografische Aufnahme geplant. Die Gruppenreflexionen werden im Anschluss transkribiert, anonymisiert und mit den Notizen der Beobachtungsprotokolle der jeweiligen Sitzung zusammengeführt. Alle Teilnehmenden erhalten nach jeder gruppenmusiktherapeutischen Sitzung einen Fragebogen zur subjektiven Bewertung der Stunde sowie einen Fragebogen zur Bewertung des gesamten Konzepts am Ende des gesamten Moduls (Miegel, Moritz, Hottenrott, Demiralay & Jelinek, 2021). Mit der Hälfte der Teilnehmenden (n=12) erfolgt zusätzlich nach dem gesamten Durchlauf aller Einheiten ein semistrukturiertes leitfadengestütztes Interview. Die Leitfäden für die Interviews werden mithilfe des SPSS-Verfahrens von Helfferich (2011) erstellt. Die Auswertung erfolgt anhand der Thematic Analysis nach Braun & Clarke (2022). Insgesamt soll die Pilotierung in vier Durchläufen (n=24) erfolgen. Nach jedem Durchlauf erfolgt nach Bedarf eine Anpassung des Konzeptes. In Phase 3 soll anhand der Ergebnisse der teilnehmenden Beobachtung, der subjektiven Bewertung der Patient:innen und der Interviews das Konzept angepasst werden.

Monika Hoog Antink Steckbrief Forschung MESSAGE Grafike Phase 2 Pilotierung
Abbildung: MESSAGE Studiendesign

Ergebnisse

In der ersten Studienphase wurde basierend auf der systematischen Literaturrecherche ein erster Konzeptentwurf modularer für zwölf musiktherapeutische Gruppeneinheiten erstellt. Das musiktherapeutische Vorgehen basiert auf einem psychodynamischen Verständnis, beispielsweise Übertragungs- und Gegenübertragungsprozessen, Umgang mit Widerständen und szenischem Verstehen. In der Behandlung ist die aktive Musiktherapie zentrales Element: fokussierte und ins Thema einleitende Übungen, sowohl freie als auch strukturierte und themenorientierte Improvisationen. Des Weiteren wurde das Beobachtungsprotokoll für die nicht-teilnehmende Beobachtung entwickelt und mithilfe eines ersten Praxistests angepasst. Ergebnisse der zweiten und dritten Projektphase liegen noch nicht vor.

Diskussion

Für Menschen mit Angst- und Zwangsstörungen fehlen gut evidenzbasierte Konzepte der Musiktherapie, die sich auch im stationären Gruppensetting anwenden lassen. Musiktherapie bietet betroffenen Patient:innen im Gruppensetting einen sicheren Rahmen zum Probehandeln und Anwenden von Methoden und Techniken aus anderen Therapieverfahren (z.B. Expositionen). Musiktherapie könnte darüber hinaus zur Milderung krankheitsspezifischer Symptome, wie beispielsweise der Regulation von Anspannung, beitragen.

Ausblick

Langfristig ist bei erfolgreicher Pilotierung des Konzepts eine Überprüfung anhand einer randomisierten-kontrollierten Studie angedacht.

Literatur

Abdulah, D. M., Alkahem, S. S. M. & Piro, R. S. (2019). Effects of music as an        adjunctive therapy on severity of symptoms in patients with obsessive- compulsive disorder. Randomized controlled trial. Nordic Journal of Music Therapy, 28(1), 27–40.

Braun V. & Clarke, V. (2022). Thematic analysis: a practical guide. Los Angeles u.a.:    SAGE.

Castle, D., Feusner, J., Laposa, J. M., Richter, P. M. A., Hossain, R., Lusicic, A., &           Drummond, L. M. (2023). Psychotherapies and digital interventions for OCD in adults: What do we know, what do we need still to explore? Comprehensive Psychiatry, 120:152357.

Helfferich C. (2011). Die Qualität qualitativer Daten: Manual für die Durchführung    qualitativer Interviews (4. Aufl.). Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.

Hoge, E. A., Oppenheimer, J. E. & Simon, N. M. (2004) Generalized anxiety disorder. The Journal of Lifelong Learning in Psychiatry, 2(3), 346–59.

Marx, G., Mallon, T., Pohontsch, N. J., Schade, F., Dams, J., Zimansky, M. et al. (2022). Effectiveness of a specialist palliative home care nurse-patient consultation followed by an interprofessional telephone case conference    compared with usual care among patients with non-oncological palliative care needs: protocol for the multicentre KOPAL cluster-randomised controlled trial. BMJ Open, 12(7):e059440.

Miegel, F., Moritz, S., Hottenrott, B., Demiralay, C. & Jelinek, L. (2021). Metacognitive training for obsessive-compulsive disorder: A randomized controlled trial. Journal of Obsessive-Compulsive and Related Disorders, 30:100647. Ravindran, L.N. & Stein, M.B. (2009). Anxiety disorders: Somatic treatment. In B. L.   Sadock, V.A. Sadock, P. Ruiz & H. I. Kaplan (Hrsg), Kaplan & Sadock’s comprehensive textbook of psychiatry (9. Aufl.). Philadelphia: Wolters Kluwer Health/Lippincott Williams & Wilki.

Shirani Bidabadi, S. & Mehryar, A. (2015). Music therapy as an adjunct to standard treatment for obsessive compulsive disorder and co-morbid anxiety and depression: A randomized clinical trial. Journal of Affective Disorders, 184, 13-17.

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Ich habe bisher keinen Forschungssteckbrief verfasst und habe auch sonst noch keine Erfahrung damit, in Fachzeitschriften zu veröffentlichen.

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Was kommt nach Einsendung meines Forschungssteckbriefes auf mich zu?

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Was habe ich davon, den Steckbrief zu erstellen?

Sie haben eine kompakte Zusammenfassung Ihrer Arbeit, auf die Sie per Online-Link verweisen können. Damit haben Sie eine Referenz, die z.B. bei der Beantragung von einem Stipendium oder Drittmitteln hilfreich sein kann. Andere Kolleg:innen und Forschungsinteressierte erfahren von Ihnen und Ihrem Projekt und es können sich inspirierende und konstruktive Kontakte ergeben. Sie haben die Darstellung Ihres Projektes strukturiert und damit einen Entwurf für ein Abstract oder ein Kongressposter. Unter Umständen haben Sie als Autor:in einen ersten Schritt in die musiktherapeutische Forschungscommunity getan, auf den weitere folgen können.

Was mache ich, wenn ich noch keine Ergebnisse habe?

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Monika Hoog Antink

Monika Hoog Antink ist Musiktherapeutin (M.A.), Lehrmusiktherapeutin (DMtG) und Heilpraktikerin für Psychotherapie nach dem Heilpraktikergesetz (HPG). Tätigkeit im Kinder-Tageshospiz Theodorus und in der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

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