Symposion Crossover. Improvisation und Transformation in Kunst – Künstlerischer Therapie – Gesellschaft, 24.-25. Juni 2023 in Hamburg

Warum CROSSOVER? Wir fragen das Veranstalterteam der Tagung in Hamburg

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Die Hochschule für Musik und Theater Hamburg und die Medical School Hamburg organisieren vom 24. bis 25. Juni 2023 die Kooperationstagung CROSSOVER. Improvisation und Transformation in Kunst – Künstlerischer Therapie – Gesellschaft. Die Blogredaktion war neugierig: Warum wurde CROSSOVER als Titel gewählt, und worum geht es bei dem Symposion genau? Es antwortete das Veranstalterteam, bestehend aus Prof. Karin Holzwarth, Prof. Dr. Dorothee von Moreau und Prof. Dr. Gitta Strehlow (Hochschule für Musik und Theater Hamburg) sowie Prof. Dr. Anne-Katrin Jordan, Prof. Dr. Till Florschütz, Prof. Dr. Jan Sonntag (Medical School Hamburg).

Bei der Ankündigung der Kooperationstagung wurde nicht die geläufigere latinisierte Bezeichnung „Symposium“ gewählt, sondern der griechische Terminus „symposion“. Was steckt hinter dieser Begriffswahl?

Damit knüpfen wir an Platons gleichlautendes Werk an, das den Verlauf eines Gastmahls beschreibt, in dem Kunst, Kulinarik und Wissenschaft ineinanderwirken. Wir stellen uns vor, dass die antike Idee des Symposions über die Happenings der 60er in die Jetztzeit weitergereicht wird. Symposionstage sind Festtage! Sie bedeuten das Pflegen von Gemeinschaft zwischen den Welten des Apollon und des Dionysos.

Das Phänomen des „Crossover“ kommt nicht aus der Musik, hat dort aber viele Verstrebungen. An was denken Sie spontan bei dem Begriff, über die allgemein bekannte Bedeutung „Stilmix“ hinaus?

Wir denken an die multiplen Kreuzungen früherer und heutiger Gesellschaften, an die Anerkennung des Mix als Zeichen von Lebendigkeit und Transformation, an die Vernetzung von Netzen und Durchdringungen von Durchdrungenem. Let’s face it: Crossover war immer schon. Gemischt wird immer schon die Mischung.

Welche Rolle spielt für Sie Crossover als kreative Inspiration in der Kunst, für den Schaffenden wie auch für den Konsumenten?

Der Blick über den Tellerrand, die Begegnung mit dem Fremden, Anderen, Unverfügbaren, die notwendig ist, damit wir uns weiterentwickeln. Lauren Newton und Eckhard Weymann haben sich für das Symposion an Kreuzungspunkte ihrer Kunsterfahrungen und -konzepte begeben, miteinander gearbeitet, gespielt und einen performativen Vortrag für uns entwickelt, der in puncto Inspiration sowohl für die Schaffenden als auch für die Gäste des Symposions für sich sprechen wird.

In den künstlerischen Therapien ist der Begriff Crossover noch nicht beheimatet. Für was könnte er konkret in den künstlerischen Therapien stehen?

Wir verknüpfen mit Crossover Ideen wie Intermedialität, Inter- und Transdisziplinarität sowie die Sensibilität für Übergänge und Schnittflächen. Genau an diesen Schnittflächen geschieht das, was wir Transformation nennen und was in der Therapie so wichtig ist. Wenn wir beispielsweise Musik in Sprache bringen, kann aus dem zunächst spontanen Ausdruck ein individueller Bedeutungsraum entstehen, der eingeordnet und verstanden und auf einer bewussteren Ebene verarbeitet werden kann. Nicht nur das Medium alleine, sondern der Wechsel zwischen den Medien treibt den therapeutischen Prozess und damit Transformation voran. Crossover meint aber auch interdisziplinäre Konzepte: Die Zusammenarbeit der künstlerischen Therapien, die wir am Beispiel des Forschungsüberblicks von Gitta Strehlow und Kathrin Seibert erfahren werden.

Mit einem Spaziergang zwischen den beiden Veranstaltungsorten planen Sie ein effektives Crossing im topografischen Sinne. Zwischen welchen Sphären oder Themen wollen Sie mit dem Symposion Crossings anschieben oder erforschen?

In der Gestaltung des Tagungsprogramms ist uns daran gelegen, Über-, Durch- und Quergänge nicht nur erzählt und präsentiert zu bekommen. Wir wollen sie selbst erleben. Dazu gehört auch der Ortswechsel, der, kuratiert von den Hamburger Sozialkünstlerinnen Nadja Rix und Joana Welteke, in die Uraufführung einer digitalen Soundkomposition mündet. Künstlerische Improvisation thematisiert das Handeln und Interagieren in unsicheren Übergangssituationen. Carl Bergstrøm-Nielsen und Christopher Dell werden ein Lied davon singen. Improvisation als Auseinandersetzungsprozess im künstlerischen wie psychologisch-therapeutischen Kontext ist jedoch auch darüber hinaus von hoher gesellschaftlicher Relevanz, wie wir von Christina Scheer und Julia Fent hören werden.  Das Symposion beschäftigt sich mit künstlerischen, therapeutischen, intermedialen und intersektionalen Prozessen, welche in den letzten Jahren eine zunehmende gesellschaftliche Gewichtung erhalten und maßgeblich transformierend wirksam sind.

Programm, Info und Anmeldung gibt es hier auf der Webseite der HfMT Hamburg. Wichtig: Der Frühbucherrabatt/Early Bird Tarif gilt bis 15.04.2023!

 

 

Bettina Eichmanns

Bettina Eichmanns

Musiktherapeutin (DMTG, AIM), Musik­wissen­schaft­lerin, zertifizierte Seminarleiterin für Benenzon-Musiktherapie, freie Dozentin. Klinischer und Forschungs-Schwerpunkt: Einzel- und Gruppentherapie in den Bereichen Wachkoma und Gerontopsychiatrie. Musiktherapeutin in der Abteilung für Personen im Wachkoma der Fondazione Don Gnocchi Mailand.

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