Filmrezension Musikfilme aus musiktherapeutischer Sicht vonHaffa-Schmidt Back

Die zwei von der Filmstelle:
“Cold War”

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Wenn die beiden Musiktherapeutinnen Christine Back und Ulrike Haffa-Schmidt in Nürnberg ins Kino gehen, setzen sie ab und zu ihre Musiktherapeutenbrille auf. Dabei entdecken sie immer wieder interessante Berührungspunkte zu ihrem Berufsfeld.

Cold War - Der Breitengrad der Liebe

  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Dauer: 88 Minuten
  • Regie: Pawel Pawlikowski
  • Darsteller: Joanna Kulig, Tomasz Kot
  • Genre: Drama, Romanze, Musikfilm
  • Produktionsländer: Polen, Großbritannien, Frankreich
  • Noch bis 22.11.2020 in der ARTE Mediathek, DVD und Streaming!

Gänsehaut und intensive Gefühle

Was für ein Film! Die Musik berührt mich, die Handlung ist spannend und nicht vorhersehbar. Die Protagonisten, die Kultur im Nachkriegspolen, die politischen Umstände und der Einfluss auf die Menschen sind überzeugend dargestellt.

Dieser in Schwarz-Weiß gedrehte Film ist etwas ganz Besonderes und lässt sich in keine Genreschublade stecken.

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Die Handlung

Der Komponist, Pianist und Dirigent Wiktor (Tomasz Kot) und seine Kollegin Irena (Agata Kulesza) reisen im Jahr 1949 mit ihrem Tonbandgerät durch entlegene Dörfer Polens und machen Aufnahmen ursprünglicher Volksmusik. Sie gründen ein Ensemble, das sehr erfolgreich und Aushängeschild des kommunistischen Landes wird. Der Film schildert die ungewöhnliche Liebesgeschichte zwischen Wictor und Zula (überzeugend gespielt von Ausnahmeschauspielerin Joanna Kulig), einer Sängerin der Gruppe über einen Zeitraum von 15 Jahren. Es ist die Zeit des kalten Krieges zwischen Ost und West und auch die beiden geraten in die Mühlen von Politik und unter Druck des Regimes, die Musik zur Manipulation der Bevölkerung und ausländischer Gäste zu nutzen. Wictor flieht in den Westen, geht nach Paris und arbeitet dort als Musiker in Jazzclubs. Jahre später begegnen sich Zula und er wieder. Mehr will ich hier nicht verraten, denn ich hoffe, dass ihr neugierig geworden seid Lust bekommt, den Film zu sehen.

Über die Verwendung von Musik im Film sagte der Regisseur:

„Musik ist der Klebstoff, der den Film zusammenhält. Sie ist ein ständiger Spiegel dessen, wo Wictor und Zula in ihrer Beziehung stehen. Musik ist der Schlüssel und die dritte Figur in der Beziehung, bringt die beiden zusammen, auseinander, wieder zusammen und wieder auseinander.“ Und ich sehe und höre Christine, wie sie neben mir beide Daumen hochhält und mit Begeisterung diese Aussage bestätigt.

Bereits die allererste Szene hat mich gepackt mit fantastischer polnischer Volksmusik und ihren poetischen Texten (deutsche Untertitel), die ich bis dahin nicht kannte. Sie zieht sich durch den ganzen Film, wird unterschiedlich interpretiert und verwandelt.

Mir gefällt die Vielschichtigkeit der Situationen und die der Charaktere, die es sich und den anderen nicht leicht machen und keine einfachen oder gar „richtigen“ Entscheidungen treffen.

Fazit: Must see!

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Ulrike Haffa-Schmidt

Ulrike Haffa-Schmidt ist Musiktherapeutin, Lehrmusiktherapeutin (DMtG), Psychoonkologin, Heilpraktikerin mit eigener Praxis und Tätigkeit in der Onkologie, Palliativstation und Psychosomatik am Klinikum Nürnberg. Mitglied im Berufsständischen Beirat der DMtG und Delegierte der DMtG für die BAG-Musiktherapie. www.musiktherapie-nuernberg.de

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