Wenn die beiden Musiktherapeutinnen Christine Back und Ulrike Haffa-Schmidt in Nürnberg ins Kino gehen, setzen sie ab und zu ihre Musiktherapeutenbrille auf. Dabei entdecken sie immer wieder interessante Berührungspunkte zu ihrem Berufsfeld.
Last Christmas - Wörtlich genommen
- Erscheinungsjahr: 2019
- Dauer: 103 Minuten
- Regie: Paul Feig
- Darsteller: Emilia Clarke, Henry Golding, Emma Thompson, Michelle Yeoh
- Genre: Komödie, Romanze
- Produktionsländer: Großbritannien, USA
- Erhältlich auf DVD und Streaming
1. Rückblende
Wisst ihr was „Whamageddon“ ist? „Whamageddon“ gibt es seit 2010, es ist ein Internetspiel mit der Challange, es zu schaffen, im Monat Dezember nicht einmal das Lied „Last Christmas“ von Wham! zu hören. Ein Spiel ganz nach meinem Geschmack, dachte ich mir vor einem Jahr, als der übliche Vorweihnachtstrubel (also der vor Corona) schon losgegangen war. Und dann fragte mich Ulli, ob ich Zeit für Kino habe, Zeit für den vor einem Jahr gerade angelaufenen Weihnachtsfilm „Last Christmas“. Nachdem ich kurz die kognitive Gesundheit von Ulli in Frage gestellt hatte, siegte schließlich meine Überzeugung, dass Weihnachten ja das Fest der Liebe ist und, um unserer Freundschaft Willen, sagte ich zu.
2. Der Film
Kate, gespielt vom „Game Of Thrones“-Star Emilia Clarke, ist eigentlich Jugoslawin, lebt in London und arbeitet als Elf in einem rund ums Jahr geöffneten Weihnachtsladen. In ihrem Leben ist gerade so gut wie nichts in Ordnung. Der Job macht sie nicht glücklich. Ihren Traum, ein Gesangsstar zu werden verfolgt sie nur halbherzig. One-Night-Stands statt festem Freund, ohne Wohnung und ständig auf der Suche nach einem Bett geht sie allen – und auch uns beiden im Kino – ziemlich auf die Nerven. Dann erscheint der mysteriöse Tom (Henry Golding) auf der Spiel- und Leinwandfläche und der Film nimmt eine Richtung auf, die auch uns beide schließlich doch noch packt.
Klar, der Film ist Mainstream. Und es dauert schon ziemlich lang bis der Film und Kate, die eigentlich Katarina heißt, die Kurve kriegen. Aber dann gibt es, ganz unprätentiös auch Tiefe, die man als Zuschauer auf verschiedenen Ebenen aufspannen kann. Und der ganze Weihnachtskitsch bleibt im Weihnachtsladen der japanischen Besitzerin und Chefin Santa (Michelle Yeoh).
Und was ist mit Musik? Neben den bekannten Hits von George Michael trifft die Musik des Films dann, wenn sie auf glatte Studioarrangements verzichtet, auf die menschliche Stimme reduziert ist und als das wirksam wird, was man mit dem unmittelbaren Ausdruck eines Menschen meint. Wie zum Beispiel das Schlaflied der Mutter Adelia, wunderbar gespielt von Emma Thompson, die zusammen mit Bryony Kimmings auch das Script geschrieben hat.
Und was ist mit Musiktherapie? „Das hab ich doch schon tausendmal gehört…“ oder „Ich kann das nicht mehr hören…“. Solche Gedanken öffnen in der Therapie eigenen Widerständen und Vorurteilen Tür und Tor. Das würde jetzt zwar irgendwie wieder zu Weihnachten passen, das mit dem Tür und Tore weit machen, ist aber für eine Therapie, die sich dem Hören verschrieben hat, eher so schräg, wie die mit Bommeln und Glöckchen besetzten Elfenschuhe der Hauptdarstellerin im Film.
Für alle, die in der Weihnachtszeit einen schönen und unkomplizierten Abend verbringen wollen ist der Film okay. Und uns zwei Musiktherapeutinnen erinnerte der Film daran, was wir in dem ganzen Weihnachts… oh pardon, Musiktherapie-Alltags-Trubel immer wieder wagen sollten: sich einlassen um der Beziehung Willen, dranbleiben und von Anfang an unvoreingenommen Zu-Hören. Und manchmal sollte man das, was gesagt wird, einfach so verstehen, wie die Worte es meinen: „Last Christmas, I gave you my heart…“
Fazit: Gute Unterhaltung.
Dieser Beitrag hat einen Kommentar
Ihr wunderbaren zwei, vielen Dank für eure immer wieder unterhaltsamen und inspirierenden Beiträge. Kino! Was genau war das nochmal? Wie sehr ich doch das ganze Kulturleben vermisse. Eure Artikel sind für mich eine Brücke genau dorthin. Danke!!!