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Rückschau auf 10 Jahre DMtG

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Die DMtG blickt im Herbst 2018 auf 10 bewegte Jahre zurück. Verglichen mit der langen Geschichte der institutionellen Musiktherapie in Deutschland scheint das noch nicht viel zu sein. Aber in diesen 10 Jahren haben wir einige Meilensteine gesetzt, sodass ich einen würdigenden Rückblick an dieser Stelle nur angemessen finde.

Nach der Verschmelzung der damaligen Fachgesellschaft DGMT mit dem damaligen Berufsverband der Musiktherapeutinnen und Musiktherapeuten Deutschlands (BVM) im Jahr 2008 wurde neben den allgemeinen satzungsgemäßen Aufgaben der Existenzsicherung der Mitglieder Priorität zugeschrieben. Dazu ermittelten Vorstand und Delegierte verschiedene Schwerpunkte für die Vereinsarbeit, die für die nächste Zeit handlungsleitend sein sollten. Zum einen war das die Professionalisierung des Berufes, im Schulterschluss mit einer Vernetzung in die Gesundheitspolitik. Ferner galt die Förderung des Wissenschaftsaustauschs und der Forschung als wichtiges Arbeitsfeld und zu guter Letzt mussten wir unsere Wahrnehmung in der Öffentlichkeit deutlich steigern – durch eine verbesserte Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit.

Große Schritte in Richtung Professionalisierung und Patientensicherheit

Das Feld der Professionalisierung haben wir, vor allem unser Berufsständischer Beirat, intensiv „beackert“: In der BAG Musiktherapie entstand unter Mitwirkung der DMtG ein Berufsbild zur Musiktherapie. Intern wurde ein Ethik-Kodex entwickelt. Gleichzeitig entstand das Zertifizierungsverfahren: es hat über die Jahre immer wieder Anpassungen erfahren. Inzwischen können wir nicht ohne Stolz behaupten, mit dem DMtG-Zertifikat die Leerstelle eines fehlenden Berufsgesetzes im Sinne einer Interimslösung besetzt zu haben. Zertifizierte Musiktherapeuten sind qualifiziert ausgebildet (der in der BAG Musiktherapie konsentierte Standard ist mindestens Bachelor-Niveau), sie bilden sich regelmäßig fort (und zwar im vergleichbaren Umfang wie andere geregelte Gesundheitsberufe), sie handeln nach ethischen Richtlinien und verfügen über ausreichend Berufserfahrung. Zur Qualitätssicherung muss das Zertifikat alle 5 Jahre erneuert werden – durch eine Fortbildungsverpflichtung. Dafür haben wir eine Fortbildungsordnung entwickelt, die sich an den bestehenden Regelungen der Psychotherapeut*innen orientiert.

Vernetzung in die Gesundheitspolitik

Im Juni 2013 beriefen wir einen Runden Tisch Musiktherapie ein, an dem relevante Vertreter des Systems teilnahmen; denn unser Ziel einer berufsrechtlichen Regelung als auch einer Abrechenbarkeit musiktherapeutischer Leistungen im System der GKV waren wir bis dato noch nicht näher gekommen. Alle Parteien sahen das Dilemma, in dem sich Musiktherapie innerhalb des Systems befindet und haben uns Empfehlungen mit auf den Weg gegeben. Diese „Hausaufgaben“, vornehmlich die Zusammenstellung der vorhanden wissenschaftlich belegten Wirknachweise für Musiktherapie haben wir inzwischen erledigt und die die Thematik einer notwendigen Regelung an den gemeinsamen Bundesausschuss der Krankenkassen, Krankenhäuser und Ärzte (gBA) zurück gespielt, wo sie zuständigkeitshalber entschieden werden muss.

Parallel verfolgten wir auch den übergreifenden Ansatz von Musiktherapie als Teil der Künstlerischen Therapien. So haben wir 2014 die BAG Künstlerische Therapien als Verein mitbegründet und sind über unsere Beisitzerin Beatrix Evers-Grewe dort im Vorstand vertreten. Aktuell ist dort ein Berufsbild Künstlerischer Therapeut entstanden, das kurz vor der Veröffentlichung steht, nur die Abstimmung mit den Hochschulen läuft noch.

Förderung von Wissenschaft und Forschung, Vernetzung und Austausch

Unsere klar wissenschaftlich positionierte Fachzeitschrift Musiktherapeutische Umschau hat sich stets weiterentwickelt und sucht den Austausch mit anderen Fachredaktionen im deutschsprachigen Raum sowie europaweit, seit 2013 bietet sie mit jeder Ausgabe ein CME-Angebot. Die Redaktion für das Jahrbuch sorgte dafür, dass die vom BVM übernommene Publikation jährlich mit einem weiteren Band erscheinen konnte. Inzwischen gelang ein Zusammenschluss beider Redaktionen, der die voranschreitende Internationalisierung der Forschung im Blick behalten und auch die Online-Präsenz der Fachzeitschrift auf eine neue Stufe stellen möchte.

Wichtige Arbeit leisteten unsere Expert*innen im Rahmen der Implementierung der Musiktherapie in die evidenzbasierten ärztlichen Behandlungsleitlinien. Auch wenn wir hier teilweise Rückschläge verkraften mussten, ist es doch diese beharrliche Arbeit, die für Akzeptanz und Anerkennung unseres Faches auch in den Kreisen der Ärzteschaft sorgt.

Unser wissenschaftlicher Beirat hat die vorhandene Literatur zur Musiktherapie in einer umfangreichen Bibliografie erfasst. Anfang des nächsten Jahres wird unseren Mitgliedern ein exklusiver Zugang zur eigenen Recherche zur Verfügung stehen. Loggen Sie sich dafür in den Mitgliederbereich ein.

Außerdem unterstützen wir natürlich unsere forschend aktiven Mitglieder dabei, ihre Arbeit auf wichtigen Tagungen zu präsentieren und in übergeordneten Organisationen wie der neu gegründeten Wissenschaftlichen Fachgesellschaft für künstlerische Therapien mitgestaltend tätig zu werden.

Mit dem Johannes Th. Eschen-Preis der DMtG werden alle zwei Jahre herausragende wissenschaftliche Abschlussarbeiten ausgezeichnet und darüber gelingt es, talentierte Musiktherapeut*innen für das wissenschaftliche Schreiben zu ermutigen. Wir sehen hierin einen vielversprechenden Ansatz, mit unserer Themenvielfalt auch außerhalb der Community wahrgenommen zu werden.

„Tue Gutes und rede darüber“

Das liegt uns Musiktherapeut*innen erfahrungsgemäß nicht so sehr, aber auch in Puncto Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit haben wir einiges ins Laufen gebracht. Optisch gab es 2013 eine Auffrischung, mit dem neuen Corporate Design und dem Slogan Musik Wirkt! entwickelten wir neben der komplexen Webseite eine Imagebroschüre und eine Vielzahl von Flyern und Postern. Auf Empfehlung eines Medienberaters öffnete sich die DMtG ab 2015 auch für die Social Media-Aktivitäten, wir haben eine YouTube-Playlist mit vielen Videos rund um die verschiedenen Praxisfelder von Musiktherapie und betreiben eine Facebook-Seite (mit heutigem Stand rund 1.000 Follower). Für den internen Austausch gibt es mit DMtG-inside eine geschlossene FB-Gruppe nur für Mitglieder.

Neu war unsere Präsenz auf der Musikmesse, wo es uns gelang, 2017 mit einem umfangreichen Vortragsangebot, 2018 mit einer Podiumsdiskussion Musiktherapie auch im Kontext der Musikthemen zu verankern, nicht nur als Gesundheitsthema. 2019 beteiligen wir uns mit dem Wettbewerb „Neue Therapie-Instrumente“ am Messeprogramm.

Aufsehenerregend und nicht unumstritten war eine PR-Aktion in 2017. Wir sammelten über 5.000 Unterschriften auf unserer Aktionspostkarte Musik wirkt! und überreichten sie im Bundesgesundheitsministerium. Wir forderten eine Rücknahme des Heilmittelausschlusses und ein Berufsrecht, um Patientensicherheit herzustellen. Das gab neue Impulse für unsere berufspolitischen Aktivitäten.

Bei der Einschätzung dieser Rückschau muss man bedenken, dass die DMtG im Vergleich zu anderen Playern im Gesundheitswesen eine sehr kleine Gruppierung ist. Wir operieren stets im Spannungsfeld zwischen einerseits sehr begrenzten Ressourcen und andererseits der hohen Erwartungshaltung auf Mitgliederseite.
Der Großteil dessen, was ich hier erwähnt habe, ist dem Investment unserer vielen ehrenamtlich aktiven Mitglieder zu verdanken. Ohne diese Unterstützung ist das Erreichte nicht denkbar. Deshalb kann die DMtG durchaus mit Stolz auf ihre noch junge Geschichte blicken.

Es gab also allen Grund zum Feiern, und das taten dann auch alle. An den Festakt am 10.11.2018 schloss sich ein opulentes Fest an. Bildergalerie? Ich für meinen Teil blicke gespannt auf die nächsten 10 Jahre mit der Fachgesellschaft. Was sie uns wohl bringen werden?

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Judith Brunk

Judith Brunk ist Diplom-Kommunikationswirtin. Nach eine kaufmännischen Ausbildung studierte sie Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste Berlin. Seit 2009 ist sie Geschäftsführerin der DMTG.

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