Der World Congress of Music Therapy (WCMT), organisiert von der World Federation of Music Therapy (WFMT) und der Canadian Association of Music Therapists (CAMT), bringt seit 1985 Musiktherapeut:innen, Studierende und Interessierte aus der ganzen Welt zusammen, um Erfahrungen, Ideen und Forschungsergebnisse auszutauschen. Der 17. Weltkongress Musiktherapie fand vom 25. bis 29. Juli 2023 in der inspirierenden Stadt Vancouver in Kanada statt. Eine Gelegenheit, die wir – Milena Manthey und Katherina Papadopulos – nicht verpassen wollten.
Die Anreise – eine unvergessliche Woche in Vancouver
Unsere Reise begann in West Vancouver, wo wir an einer malerischen Bucht in einem Airbnb wohnten. Von dort aus erkundeten wir die Stadt und ihre Umgebung. Wir waren von den zahlreichen Buchten mit Stein- und Sandstränden begeistert, machten eine Fahrradtour rund um den berühmten Stanley Park, und wagten uns auf kleine Wandertouren in die umliegenden Berge. Ein besonderer Höhepunkt war der Ausflug, bei dem wir mit Robben geschwommen sind und Wale in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten konnten.
Die Stadt Vancouver erwies sich als eine beeindruckende Mischung aus Natur, Eleganz und Musik. Von den hohen Bergen bis hin zum beruhigenden Wasser des Meeres, von der lebendigen Innenstadt mit Wolkenkratzern bis hin zu den entspannten Stränden – es ist eine Stadt, die alle Sinne anspricht. Besonders gefreut hat uns, dass Musik allgegenwärtig war: Klaviere schmückten die Ecken von Supermärkten, Stegen auf dem Wasser und Straßen, und Straßenmusiker:innen belebten die Atmosphäre.
Über 700 Teilnehmer:innen aus 50 Ländern
Der Kongress, bei dem über 700 Teilnehmer aus mehr als 50 Ländern zusammen kamen, startete mit einer feierlichen Opening Ceremony. Diese wurde aufgeteilt in Willkommensreden und Aufführungen von lokalen Künstler:innen. Eine sehr schöne Performance war die von zwei Künstlern, die indigene Musik und Tanz kombinierten. Anschließend gab es ein Zusammenkommen mit Musik, Buffet und viel Raum für Begegnungen.
Schwerpunkte Telehealth, Inklusion und Interdisziplinarität
Die morgendlichen Spotlight-Sessions gaben Einblicke in aktuelle Themen. Ein zentraler Trend war das Thema Telehealth und Forschungen, die in der Zeit der Pandemie durchgeführt wurden. Bei den Vorträgen und Diskussionsrunden dazu beschäftigten sich Referent:innen und Teilnehmer:innen besonders mit der Frage, wie neue Technologien während der Corona-Zeit in die musiktherapeutische Arbeit einbezogen wurden, und wie diese in Zukunft genutzt werden können. Uns wurde beim Kongress verstärkt bewusst, wie wichtig und aktuell dieses Thema besonders in allen praktischen Details ist: wer nutzt wie, wann, und wie oft und in welchem Zusammenhang diese Technologien?
Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt lag auf Diversität und Inklusion in der Musiktherapie. Schon im Student Pre-Seminar wurden diese Themen in interessanten Diskussionen behandelt, darunter ein Vortrag von Juan Pedro Zambonini aus den USA über „Cultural Adaptation, Competence, and Humility: Perspectives on the Future of Music Therapy“. Es wurde deutlich, wie wichtig kulturelle Sensibilität in unserer Arbeit ist.
Interdisziplinarität ist ebenfalls ein aktuelles und zunehmend verbreitetes Thema, welches uns auf dem Kongress beschäftigt hat. Musiktherapeuten kommen aus anderen Bereichen oder absolvieren zusätzliche Ausbildungen. Die Idee der ganzheitlichen Therapie gewinnt an Bedeutung, ebenso wie die Entwicklung der therapeutischen Persönlichkeit. Zu Fragen über Identität und die Grenzen jeder Disziplin regte Aksana Kavaliova-Moussi (Canada) in ihrem Vortrag „Cross-Trained Music Therapists: Identity Confusion or Enrichment“ an, der uns sehr berührt hat. Diese Diskussionen verdeutlichten die Wichtigkeit von Vernetzung und Ideenaustausch und inspirierten uns für unsere eigenen weiteren Forschungen vor allem im Rahmen unserer Masterarbeiten.
Vernetzung und Begegnungen
Neben den fachlichen Inhalten war die Vernetzung mit anderen Studierenden und Fachleuten ein unvergessliches Erlebnis. Wir hatten die Gelegenheit, uns mit Gleichgesinnten aus der ganzen Welt auszutauschen, über unsere Studienerfahrungen zu sprechen und gemeinsam Herausforderungen zu diskutieren. Die Erkenntnis, dass wir alle in derselben Branche tätig sind, jedoch mit unterschiedlichen Hintergründen und Perspektiven, war äußerst bereichernd. Zudem fiel uns auf, dass die internationale Repräsentation ungleich verteilt war. Einige Länder waren kaum vertreten, vor allem aus südlichen Regionen. Des Weiteren stellten wir fest, dass die Anerkennung der Musiktherapie auch in den anderen Ländern, darunter den USA, auf Hindernisse auf verschiedenen Ebenen trifft.
Herausforderungen und Perspektiven
Natürlich gab es auch für uns persönlich Herausforderungen den Kongress zu besuchen, insbesondere in Bezug auf die Kosten. Flug, Unterkunft und Verpflegung in Vancouver waren nicht immer leicht zu bewältigen. Dieses Schwierigkeiten teilten auch andere Studierende. Es wurde klar, dass umso höher die Kosten der Teilnahme und Anreise waren, desto weniger studierende teilgenommen haben. Konkret: aus Europa haben nach einer Umfrage nur sieben Studierende teilgenommen. Diese kamen aus Deutschland, UK, Polen und den Niederlanden. Dank der Andreas Tobias Kind-Stiftung konnten wir unsere Flug- und Teilnahmekosten decken und am WCMT teilnehmen. Diese Unterstützung hat gezeigt, wie wichtig es ist, sich nach Fördermöglichkeiten umzusehen und die Chancen zu nutzen.
Fazit
Insgesamt war der WCMT 2023 für uns nicht nur eine wertvolle fachliche Erfahrung, sondern auch eine Reise der persönlichen Weiterentwicklung und Vernetzung. Die Möglichkeit, Förderungen für die Teilnahme zu erhalten, war ein weiterer Schritt in unserer musiktherapeutischen Reise und wir sind sehr dankbar dafür. Wir möchten andere Studierende ermutigen, Kongresse zu besuchen, da dies eine unschätzbare Gelegenheit für persönliches Wachstum, den Austausch mit Gleichgesinnten und die Erweiterung des Horizonts bietet. Der nächste WCMT wird 2026 in Italien stattfinden – eine Chance, die ihr nicht verpassen solltet! Auch freuen wir uns schon auf die 13. European Music Therapy Conference “Bridges” vom 23. bis 27. Juli 2025 in Hamburg (www.emtc2025.de).
Weitere Fotos findet ihr auf Instagram unter:
Weiterführende Links
World Federation of Music Therapy www.wfmt.info.
Canadian Association of Music Therapists www.musictherapy.ca.
Die Teilnahme der Autor:innen am 17. Weltkongress Musiktherapie in Vancouver wurde ermöglicht durch eine Förderung der Andreas Tobias Kind Stiftung (www.andreas-tobias-kind-stiftung.de).
