Die Sopranistin Renée Fleming, eine Ikone der Opernwelt, hat mit ihrem Buch “Music and Mind: Harnessing the Arts for Health and Wellness” eine Brücke zwischen der Welt der Kunst und der Wissenschaft geschlagen. Im Rahmen eines Events der International Association for Music and Medicine (IAMM) präsentierte sie ihr Buch und gewährte zusammen mit den Kapitelautoren Tom Schweitzer, Todd Frazier und Joanne Loewy Einblick in das große Potenzial der kreativen Künste für unser Wohlbefinden. Das Event wurde zu einem inspirierenden Austausch über die transformative Kraft der Musik und anderer Künste und warf einen optimistischen Blick auf die Zukunft der Kunst im Gesundheitswesen.
Eine Reise durch die Welt der Musiktherapie
Flemings Buch ist das Ergebnis einer dreijährigen Reise, in der sie mit Wissenschaftlern, Künstlern und Therapeuten aus der ganzen Welt zusammengearbeitet hat, um die neuesten Erkenntnisse über die Auswirkungen der Kunst auf unsere Gesundheit zu erforschen.
“Ich war fasziniert von den unglaublichen Fortschritten, die Wissenschaftler in Bezug auf Kultur und Gesundheit machen, insbesondere in der Neurowissenschaft” erklärte Fleming während des Events.
Das Buch ist eine faszinierende Sammlung von Geschichten und wissenschaftlichen Erkenntnissen, die die Kraft der Musik und anderer Künste zur Heilung und Förderung des Wohlbefindens aufzeigen.
Musiktherapie: Von der Nische zum Mainstream
Ein zentrales Thema des Buches und des IAMM Reading Events war die Musiktherapie, die in den letzten Jahren zunehmend Anerkennung gefunden hat. Tom Schweitzer, ein erfahrener Musiktherapeut, teilte bewegende Geschichten aus seiner Praxis, die die transformative Kraft der Musiktherapie verdeutlichen. Er erzählte von Forrest Allen, einem jungen Mann, der nach einem schweren Snowboardunfall monatelang im Koma lag.
Musik war der erste Stimulus, der ihn dazu brachte, seinen kleinen Finger zu bewegen. Schweitzer begleitete Forrest über sieben Jahre hinweg und half ihm, durch Musik wieder Zugang zu seiner Welt zu finden. Diese Geschichte unterstreicht die tiefgreifende Wirkung, die Musik auf Menschen mit neurologischen Beeinträchtigungen haben kann, wie auch in zahlreichen Studien belegt wurde.
Die Kunst des Miteinanders
Ein weiterer wichtiger Aspekt, der während des Events diskutiert wurde, war die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Künstlern, Therapeuten und medizinischem Fachpersonal. Todd Frazier, Leiter des Zentrums für Innovation in Musik und Medizin am Houston Methodist Hospital, betonte die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes, bei dem die Künste nahtlos in die Gesundheitsversorgung integriert werden.
Er sieht die Zukunft der Kultur und Gesundheit in der Übertragung der Erkenntnisse aus dem medizinischen Umfeld in die Gemeinschaft. Künstler und medizinische Fachkräfte sollten gemeinsam daran arbeiten, Brücken zu bauen und bewährte Verfahren auszutauschen, um so das Wohlbefinden der Menschen in ihren Gemeinden zu fördern.
Forschung und Fürsprache: Flemings unermüdlicher Einsatz & Loewys Vision
Renée Fleming unterstrich die Notwendigkeit weiterer Forschung und politischer Unterstützung, um das Feld der Kultur und Gesundheit voranzubringen. Sie selbst engagiert sich aktiv in der Finanzierung von Forschungsprojekten und setzt sich für eine bessere Anerkennung und Vergütung von Kunsttherapeuten ein.
Joanne Loewy, eine weitere Kapitelautorin und Mitbegründerin von IAMM, brachte eine wichtige Perspektive in die Diskussion ein. Sie betonte:
“Es ist wichtig, die strengen Vorgaben der Forschung mit der Emotion und der Schönheit dessen, was Musik leisten kann, in Einklang zu bringen”.
Sie sieht in der Integration von Kunst und Kultur sowie in einem verstärkten Bewusstsein für Tradition und Gemeinschaft einen wesentlichen Schlüssel zur Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden. Loewys Ansatz spiegelt sich auch in aktuellen Forschungsergebnissen wider, die zeigen, dass kulturelle Aktivitäten eine wichtige Rolle für die psychische Gesundheit und das soziale Wohlbefinden spielen können.
Die Zukunft der Kultur und Gesundheit
Das IAMM Reading Event und Flemings Buch stimmen optimistisch für die Zukunft. Neue Forschungsergebnisse, innovative Programme und eine wachsende öffentliche Anerkennung ebnen den Weg für eine breitere Anwendung der Künste im Gesundheitswesen und darüber hinaus. Die jüngste Zusage der National Institutes of Health (NIH), 40 Millionen Dollar für die Musikforschung bereitzustellen, ist ein ermutigendes Zeichen für die wachsende Anerkennung der Bedeutung der Künste für die Gesundheit.
Ein Vermächtnis & ein Aufruf zum Handeln
“Music and Mind” und das IAMM Reading Event sind eine Erinnerung daran, dass die Künste nicht nur eine Quelle der Freude und Schönheit sind, sondern auch eine Quelle der Heilung und des Wohlbefindens. Sie sind ein Aufruf, die Künste in unser Leben zu integrieren, ihr transformatives Potenzial zu nutzen und gemeinsam an einer Zukunft zu arbeiten, in der die Künste ihren rechtmäßigen Platz als Quelle der Heilung und des Wohlbefindens einnehmen.
Der bevorstehende gemeinsame Kongress von IAMM und der International Society for Arts and Medicine (ISfAM) in Berlin, der über 700 Akademiker, Forscher, Studenten und andere Fachleute zusammenbringen wird, die an der Schnittstelle von Musik, Kunst, Medizin und Gesundheit arbeiten und forschen, ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Weitere Informationen zu diesem spannenden Ereignis finden Sie unter iammonline.com/berlin2024.
“Wir müssen die Botschaft weiter verbreiten und die wunderbare Arbeit, die Sie alle leisten, fortsetzen. Ich freue mich darauf, mehr über Berlin zu hören.”
So Flemings Botschaft am Ende des Events. Das gemeinsame Ziel ist klar: Brücken bauen, Forschung fördern und sich für eine bessere Integration der Künste in unser Leben einsetzen, um ein gesünderes und erfüllteres Leben für alle zu ermöglichen.
Links
International Associations for Music and Medicine (IAMM) – iammonline.com
International Society for Arts and Medicine (ISfAM)
Renée Fleming – reneefleming.com
Hier im Blog: Tobias Kranz. Music and Mind: Webinar-Reise der Sopranisting Renée Fleming (28. Oktober 2020).