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Künstliche Intelligenz in der Musiktherapie mit ChatGPT & Co?

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Exkurs: Chat Generative Pre-trained Transformer (ChatGPT, März 2023, Version 4) wurde mit Texten aus dem Internet trainiert.

Künstliche Intelligenz (KI, englisch: artifical intelligence, AI) hat schon seit einigen Jahren Einzug in unser Leben erhalten. Seit dem 30. November 2022, mit der Veröffentlichung von ChatGPT, ist der Zugang nun kinderleicht. Wer es noch nicht probiert hat, kann sich mit einer E-Mailadresse anmelden (z.B. openai.com) und sich über ein Thema mit ChatGPT austauschen. Es existieren außerdem viele weitere Plattformen, die speziell für die Wissenschaft und eben auch die Musik genutzt werden können.

Austausch hier im Blog

Die Entwicklung geht so rasant, dass ich das Bedürfnis habe, hier im Blog einen Austausch zu diesem Thema zu beginnen. Meine Idee ist es, dass über die Kommentarfunktion Erfahrungen, Links, nützliche Hinweise etc. gesammelt und diskutiert werden können. Außerdem soll der Blog fortlaufend aktualisiert werden (bei Interesse bitte gerne Email an mich) . Mit all den Möglichkeiten, sollten natürlich auch die Gefahren und Schwierigkeiten mitgedacht und diskutiert werden.

Möglichkeiten für Lehre, Forschung und Praxis

Da diese Entwicklung sowohl für Lehre, Forschung als auch Musiktherapiepraxis Möglichkeiten mit sich bringt, werden Veränderungen damit einhergehen. Diese Veränderungen sind nicht mehr zu stoppen, aber wir können uns mit den Möglichkeiten und Herausforderungen auseinandersetzen. Studierende könnten Abschlussarbeiten in diesem Themenfeld schreiben. Wir können kritische Diskussionen und Forschungsprojekte anregen.

Lehre

Spätestens seit der Veröffentlichung von ChatGPT diskutieren Hochschulen, welche Auswirkungen auf Lehre und vor allem Prüfungsformen zu erwarten sind. Wie müssen Prüfungen ggf. angepasst werden?

Was kann ChatGPT? Der theoretische Hintergrund kann binnen Sekunden formuliert werden. Quellen werden teilweise schon mitgeliefert. Mit diesen sollte man jedoch kritisch umgehen, da es auch zufällig erzeugte Quellen gibt. Auf den ersten Blick ähnelt alles einer wissenschaftlichen Quelle. Beim genauen Hinsehen wird deutlich, dass es die Autor:innen gar nicht gibt. Umgangssprachlich formulierte Texte können von ChatGPT wissenschaftlich, aus Stichpunkten können Texte oder Anschreiben formuliert werden. Je mehr Informationen man liefert, desto passender wird der Text. Vereinfacht wird es nochmal, da Microsoft die generativen Sprachmodelle fördert und somit Schnittstellen direkt in Word, Powerpoint etc. integriert sind. Neben ChatGPT können jasper.ai, copy.ai und neuroflash genutzt werden.

Schriftliche Prüfungen in Zeiten von ChatGPT?

Was heißt das nun für Prüfungsformen? Nur noch mündliche Prüfungen? Schriftliche Arbeiten bleiben weiterhin wichtig, nur wird sich aus meiner Sicht die Gewichtung verschieben. Die kritische Diskussion und der Bezug zum Seminar werden demnach mehr ins Gewicht fallen, als der theoretische Hintergrund. Eine Überprüfung, ob es sich bei dem Text um einen KI-generierten Text handelt, kann aktuell mit einer Wahrscheinlichkeitsangabe erfolgen. Ein Plagiat ist es nicht, da der Text immer wieder neu generiert wird und stets ein Unikat darstellt.

Das Potential erweitert sich täglich. ChatGPT ist nur eine von vielen Möglichkeiten, um KI einzusetzen. Einen guten Überblick über KI in der Hochschule gibt zum Beispiel die TU Berlin unter Künstliche Intelligenz KI in der Hochschule, Lehre und Forschung (tu.berlin), oder die American Psychological Association hier How to use ChatGPT as a learning tool (apa.org).

Forschung

Gleich beim Formulieren eines Forschungsthemas kann ChatGPT im Rahmen von Forschung eingesetzt werden.

Beispiel: Ich interessiere mich für Musiktherapie und Depression bei Jugendlichen. Welche Forschungsfrage könnte ich untersuchen?

Bei der Literaturrecherche gibt es KI-gestützte Tools, z.B. Elicit. Hat man dann einen Text im pdf-Format gefunden, kann ChatPDF beliebige Fragen zum Inhalt beantworten.

Bei der Auswertung der quantitativen Daten kann beispielsweise bei Verwendung des Programms R die Syntax programmiert werden. Zur Auswertung qualitativer Daten verwendet man zum Beispiel das Programm MaxQDA. In MaxQDA selbst ist bereits ein AI Assist integriert. Auf Basis des sogenannten Summary Grids oder einer Summary der kodierten Segmente wird eine Summary, also eine Zusammenfassung, formuliert. Dabei werden die Daten allerdings freigegeben, aber wohl nur für diese Zusammenfassung genutzt.

Musiktherapiepraxis

Wofür könnte ChatGPT in der Musiktherapie nützlich sein?

Denkt man jetzt an die reine Texterstellung, könnten zum Beispiel mit einigen Stichworten Songtexte verfasst oder Akkordfolgen für den Song erstellt werden.

Aber könnte etwa auch eine psychologische Beratung via ChatGPT erfolgen? Welche Grenzen und Gefahren gehen damit einher? Im Internet finden sich bereits Bezeichnung wie pocket therapist oder mental health coach. Je spezifischer die Frage formuliert ist, desto genauer erfolgt die Antwort.

Beispiel: Anstelle von „Ich bin ständig gestresst. Was kann ich machen?“ könnte die Frage lauten „Durch meine Arbeit mit vielen kurzfristigen Deadlines bin ich ständig gestresst. Welche verhaltenstherapeutischen Tipps hast Du für mich?“ (Die Antwort von ChatGPT finden Sie unten).

Neben Bildern und Videos kann KI natürlich auch Musik generieren. Ein erster Überblick findet sich zum Beispiel bei Unite AI. Könnte so eine individuelle Musik für Patient:innen erstellt werden oder die Erstellung sogar Teil der Therapie sein?

Was sagt eigentlich ChatGPT dazu, wie ChatGPT in der Musiktherapie genutzt werden kann?

Hier ein Auszug (noch nicht gegendert):

1. Kommunikation und Interaktion: ChatGPT kann als virtueller Therapeut eingesetzt werden, um mit Patienten zu interagieren und ihnen Raum für Ausdruck und Kommunikation zu bieten. Menschen können über ihre musikalischen Vorlieben, Emotionen oder musikalische Bedürfnisse sprechen und erhalten entsprechende Empfehlungen oder Ratschläge.

2. Musikempfehlungen: Basierend auf den Informationen, die ein Patient über seine Stimmung, Präferenzen oder den therapeutischen Bedarf teilt, kann ChatGPT musikalische Empfehlungen machen. Es kann verschiedene Genres, Künstler oder spezifische Songs vorschlagen, die für die gewünschte therapeutische Wirkung geeignet sein könnten.“

Immerhin sagt ChatGPT:

Es ist wichtig zu beachten, dass ChatGPT als Ergänzung zur menschlichen Interaktion und nicht als Ersatz für einen qualifizierten Musiktherapeuten betrachtet werden sollte.

Tipps, Ideen, Gedanken? Dann gern gleich einen Kommentar schreiben. War hat Lust, im Blog weitere Beiträge zu dem Thema mitzuschreiben? Dann gern eine Nachricht an Anne-Katrin.Jordan@medicalschool-hamburg.de!

Medical School Hamburg, Campus Arts and Social Change. www.arts-and-social-change.de.

Medical School Hamburg, Institut for Research in Arts Therapies (IRAT). www.medicalschool-hamburg.de/forschung-institute-labs/forschungsinstitute/irat-institute-for-research-in-arts-therapies/.

Weiterführende Links

Mit Künstlicher Intelligenz die Hochschullehre neu gestalten . TU Berlin.

How to use ChatGPT as a learning tool? American Psychological Association (APA), 1. Juni 2023.

Überblick Musikgeneratoren: Alex McFarland. 9 Best AI Music Generators, Unite AI, 9. Juni 2023.

D. Williams, V. G. Hodge, C. Wu. On the use of AI for Generation of Functional Music to Improve Mental Health. Frontiers in Artificial Intelligence, 19. November 2020.

Beispiel: Die Antwort von ChatGPT auf:

„Durch meine Arbeit mit vielen kurzfristigen Deadlines bin ich ständig gestresst. Welche verhaltenstherapeutischen Tipps hast Du für mich?“

Zeitmanagement: Setze dir klare Prioritäten und plane deine Aufgaben sorgfältig. Erstelle eine To-Do-Liste und ordne die Aufgaben nach ihrer Dringlichkeit und Wichtigkeit. Dadurch behältst du den Überblick und kannst deine Zeit effizienter nutzen.
Pausen einplanen: Nimm dir regelmäßige kurze Pausen während deiner Arbeitszeit. Diese können dir helfen, dich zu entspannen und neue Energie zu tanken. Nutze diese Pausen, um dich zu strecken, tief durchzuatmen oder eine kurze Entspannungsübung durchzuführen.
Entspannungstechniken: Lerne Entspannungstechniken wie zum Beispiel tiefe Bauchatmung, progressive Muskelentspannung oder Meditation. Diese Techniken können dir helfen, Stress abzubauen und dich zu beruhigen.
Realistische Ziele setzen: Manchmal setzen wir uns selbst unrealistische Ziele, die uns zusätzlichen Druck und Stress verursachen. Sei realistisch bei der Festlegung deiner Ziele und teile größere Aufgaben in kleinere, leichter zu bewältigende Schritte auf.
Negative Gedankenmuster erkennen und umformen: Achte auf negative Gedankenmuster, die zu deinem Stress beitragen könnten. Stelle diese negativen Gedanken infrage und versuche, sie durch realistischere und positivere Gedanken zu ersetzen.
Unterstützung suchen: Sprich mit Kollegen, Freunden oder Familienmitgliedern über deine Arbeitsbelastung und den Stress, den du empfindest. Sie können dir möglicherweise Unterstützung oder hilfreiche Ratschläge geben. In manchen Fällen kann es auch sinnvoll sein, professionelle Hilfe von einem Therapeuten oder Coach in Anspruch zu nehmen.
Selbstfürsorge: Vergiss nicht, für dich selbst zu sorgen. Achte auf ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und regelmäßige körperliche Bewegung. Diese Faktoren können dazu beitragen, deine Stressresistenz zu verbessern.
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Tipps allgemeiner Natur sind und keine persönliche Therapie ersetzen. Wenn du anhaltenden Stress oder psychische Beschwerden hast, empfehle ich dir, dich an einen Fachmann oder eine Fachfrau für eine individuelle Beratung zu wenden.

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Anne-Katrin Jordan

Prof. Dr. Anne-Katrin Jordan studierte Musik- und Erziehungswissenschaften an der Freien Universität Berlin und Musiktherapie an der Universität der Künste Berlin. Sie promovierte in der empirischen Musikpädagogik an der Universität Bremen. Seit 2021 ist Anne-Katrin Jordan Professorin für Musiktherapie und Musikpädagogik an der Medical School Hamburg im Department Künstlerische Therapien. Seit 2023 leitet sie das Institute for Research in Arts Therapies (IRAT). www.arts-and-social-change.de

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