Filmrezension Musikfilme aus musiktherapeutischer Sicht vonHaffa-Schmidt Back

Die Zwei von der Filmstelle:
“Judy”

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Wenn die beiden Musiktherapeutinnen Christine Back und Ulrike Haffa-Schmidt in Nürnberg ins Kino gehen, setzen sie ab und zu ihre Musiktherapeutenbrille auf. Dabei entdecken sie immer wieder interessante Berührungspunkte zu ihrem Berufsfeld.

Judy

  • Kinostart: 2. Januar 2020
  • Dauer: 118 Minuten
  • Regie: Rupert Goold
  • Darsteller: Renée Zellweger, Darcy Shaw, Finn Wittrock, Jessy Buckley
  • Genre: Filmbiografie

Ein Song und seine Interpretin

Wer kennt ihn nicht, den Song „Somewhere over the rainbow“? Selbst schon gesungen und am Klavier begleitet, mal besser mal schlechter. Aber wer steckt hinter diesem Song?

Der Film „Judy “erzählt die Lebensgeschichte der Sängerin Judy Garland, mit der dieses Lied unsterblich geworden ist.

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Wer einen Musikfilm erwartet, wird enttäuscht. Nicht die Musik der Künstlerin ist ins Zentrum dieses Films gestellt, sondern die sehr traurige Lebensgeschichte von Judy Garland: schon als Kind von der Filmindustrie entdeckt, ausgenützt und instrumentalisiert lernen wir die gnadenlose Ausbeutung kennen, die nur auf den finanziellen Erfolg ausgerichtet ist. Interessen, Bedürfnisse und kleinste eigene Wünsche einer Jugendlichen werden, sofern sie nicht ins Managementkonzept passen, unterbunden und ihr gleichzeitig vermittelt, sie sei etwas ganz Besonderes. Die Jugendliche Judy ist lediglich ein Produkt, das zum Erfolg und zum Geldverdienen eines Filmkonzerns in Hollywood beiträgt. Das ist sehr traurig und als Zuschauer sehen wir, welche Auswirkungen dieser Missbrauch hat.

Renée Zellweger spielt die Rolle der Judy meisterhaft und überzeugend. Sie schafft es, mich überhaupt für Judy Garland zu interessieren und nicht gleich abzuschalten, weil ich denke, „jaja, ich weiß schon was kommt: miese Kindheit, großes Talent, Entdeckung, Erfolg, Sucht…“, das ganze Programm, das ich schon von anderen Filmbiografien (Ray Charles,  Charlie Parker, Chet Baker, Jonny Cash, Amy Winehouse) kenne. Und ich kenne es, aber Renée Zellweger (Erwachsene Judy) und Darci Shaw (Jugendliche Judy) spielen die Rolle so überzeugend, ausdrucksstark und kein bisschen langweilig, dass ich bis zum Schluss innerlich beteiligt bin.

Das schafft aber nicht die Musik in dem Film. Mit meiner Musiktherapeutenbrille habe ich mir gewünscht, dass ich etwas spüren kann von der Verbindung zwischen Judy und der Musik. Dass Judy, nachdem sie eine wunderbare Show gesungen hat, glücklich und erfüllt ist, dass Musik für sie auch Therapie und Heilung sein kann. „Ulli, setz deine Brille ab, willkommen in der Realität“ flüstert mir Christine zu.

Unser Fazit: Sehenswert.

Ulrike Haffa-Schmidt

Ulrike Haffa-Schmidt

Ulrike Haffa-Schmidt ist Musiktherapeutin, Lehrmusiktherapeutin (DMtG), Psychoonkologin, Heilpraktikerin mit eigener Praxis und Tätigkeit in der Onkologie, Palliativstation und Psychosomatik am Klinikum Nürnberg. Mitglied im Berufsständischen Beirat der DMtG und Delegierte der DMtG für die BAG-Musiktherapie. www.musiktherapie-nuernberg.de

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